Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Religionsdidaktik 1, 13 Sekundarstufe WS 12-13 Do 16-18 Uhr M 105 Inhalt 1 18.10 1. Einführung in die Fachdidaktik-Umfrage – Literatur - Klausur Kompetenzorientierung als neues didaktisches Paradigma 25.10 2. Heterongenität Inklusion Die Lehrpläne der Haupt-, Real- und Berufsschule sowie G8 (Umfrage) 1.11 3. Subjektorientierung Bunte Schule - den RU bestimmende Faktoren Entwicklungspsychologische Theorien (Allerheiligen als ppp) 8.11 4. Institutionelle Modelle des RU in den alten und neuen Bundesländern: LER Reli im GG 7,3 und Ethik; Jüdischer, Islamischer und orthodoxer RU 2 Prof. Dr.5. Stephan 15.11 DerLeimgruber RU in Europa im Vergleich zu D Inhalt 2 29.11 7. „Der RU vor neuen Herausforderungen“ (2005) Krise und das Konzept der Elementarisierung, konstruktivistischer und abduktiver RU 6.12 8. Bibeldidaktik und Ökumenisches Lernen auf der Sek I. 13.12 9. Ästhetisches Lernen und Sakralraumpädagogik, Museumspädagogik RU als Sehschule:, Kirchenpädagogik 20.12 10. Medien im RU Das Thema „Weihnachten“ im Jahreskreis Prof. Dr. Stephan Leimgruber 3 Inhalt 3 10.1.13 11. Mikrostrukturen, Sozialformen, didaktische Arrangements, neue Lernformen 17.1.13 12. Wie bereite ich RU vor? Lernumgebungen, die Unterrichtsvorbereitung, Kunst der 24.1.12 13. Lehrer, Relilehrer, interdisziplinärer RU, RU ausserhalb des Klassenzimmers, 31.1.13 14. Unterrichtselemente; Erzählen, Bild der Kunst, Musik,Kurzfilme 7.2 15. Ausblick in die Zukunft des RU Pufferzone, Ausgelassene Fragen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4 Literatur Georg Hilger/Stephan Leimgruber/ Hans-Georg Ziebertz, Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf, München 7.Aufl.2011. Christina Kalloch/Stephan Leimgruber/Ulrich Schwab, Lehrbuch der Relilgionsdidaktik. Für Studium und Praxis in ökumenischer Perspektive, Freiburg 2.Aufl. 2011 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Martin Rothgangel/Gottfried 5 Literatur 1 Buch ist Pflicht Gottfried Bitter/R. Englert/G. Miller/K. E. Nipkow, Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, München 22006. Manfred Pirner/Andrea Schulte, Religionsunterricht im Dialog – Religionsunterricht in Kooperation, Jena 2010. Norbert Mette/Folker Rickerts, Lexikon der Religionspädagogik, I+II, Prof. Dr. Stephan Leimgruber Neukirchen-Vluyn 2001. 6 Religionspädagogik und religiöses Lernen Religionspädagogik befasst sich mit religiösen Lernprozessen. Es geht um Theorie und Praxis religiösen Lernens. Gegenstand ist der Glaubensvollzug heute. Themen sind die religiöse Bildung und Erziehung entlang des ganzen Lebenslaufes. Religionspädagogik ist nicht Anwendung der systematischen Theologie oder der Exegese auf die Praxis, sondern eine interdisziplinäre Verbundwissenschaft, d.h. um religiös zu lernen, müssen die Erkenntnisse der Humanwissenschaften (z.B. Entwicklungspsychologie) berücksichtigt und eingearbeitet werden. ReligionsPädagogik Religionspädagogik ist eine Wissenschaft auf zwei Beinen: Religion und Pädagogik Theologie (u) Religionsgemeinsch Prof. Dr. Stephan Leimgruber aft Anthropologie Entwicklungspsyc hologie 7 Religionspädagogik als Verbundwissenschaft Theologie Systematischthgeologische Fächer Biblische Theologie Religions- Sozialwissenschaften Unter vielen anderen: pädagogik Psychologie Soziologie Historische Theologie Erziehungswissenschaften Praktische Theologie Bildungstheorie Boschki S. 14 Methoden Geschichtlichhermeneutisch Prof. Dr. Stephan Leimgruber Empirisch- Ideologie analytisch kritisch Praxisorientiert (optimiert Lernprozesse) 8 Religionspädagogik und Religionsdidaktik Religionspädagogik befasst sich mit religiöser Bildung und religiösen Lernprozessen entlang des Lebenslaufes: Von der Frühpädagogik, über KITA, schulischen Religionsunterricht, Gemeindekatechese, Medien, Erwachsenenbildung bis hin zur Seniorenbildung. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Religionsdidaktik befasst sich mit dem 9 Religionsdidaktik Religionsdidaktik ist ein Teilbereich der Religionspädagogik mit dem Fokus auf dem schulischen Religionsunterricht. Es geht v. a. um die Didaktik des schulischen Religionsunterrichts. Reflektiert werden die Randbedingungen, die Voraussetzungen und die religiösen Lernprozesse in RELI. Nicht berücksichtigt oder nur indirekt werden die vorausgehenden Lernprozesse zuhause, durch die Medien, in der Gemeinde, im Kindergarten und im Gottesdienst. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Die Religionsdidaktik hat sich besonders im 10 1.5 Das neue didaktische Paradigma der Kompetenz Es gibt eine Verlagerung des religionspädagogischn Lerninteresses auf die Subjekte des Lernens. Nicht mehr die großen Ziele werden ins Zentrum gestellt, nicht mehr die Inhalte allein, sondern die Fähigkeiten, die Lehrpersonen aufweisen müssen, um guten Religionsunterricht zu erteilen. Zu den Fähigkeiten gehören die Inhalte dazu. Was sind Kompetenzen? „Kompetenz ist die Disposition, mit Wissen sachgerecht und situationsgerecht.. so handelnd Prof. Dr. Stephan Leimgruber umzugehen, dass Probleme gelöst 11 Kompetenzorientierung als Perspektivenwechsel Es geht um die Entwicklung von Schule und vor allem von Unterricht. Dies geschieht durch eine andere Sichtweise auf den Lehr-Lern-Prozess. Es geht nicht zuerst darum, was Lehrpersonen im Unterricht tun wollen oder müssen, sondern darum, was ihre Schülerinnen und Schüler im Unterricht tun sollen oder können, damit sie Kompetenzen erwerben. Das bedingt eine Veränderung der Unterrichtskultur, die Schüler als Akteure ihres Lernens wahrnimmt. Konstruktion und Instruktion stehen in einem produktiven Wechselverhältnis (konstruktivistischer Ansatz). Kompetenzorientierung als didaktischer Perspektivenwechsel Primär wird das erwartete Ergebnis des Lernens in Form von Kompetenzen umschrieben (Steuerungskraft von Kompetenzformulierungen). Neben methodischem Handwerkszeug zählen personale Kompetenzen der Lehrpersonen, ihre Beziehungsfähigkeit und Selbstkompetenz. Impulse aus der Reformpädagogik kommen zum Tragen: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ (Maria Montessori) Montessori fordert dazu auf, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Persönlichkeit zu achten und ihnen Gelegenheit zu bieten, den eigenen Kompetenzorientierung als didaktische Grundhaltung Die Aufmerksamkeit wechselt von der Vermittlung des Stoffes zur Aneignung der Schülerinnen und Schüler! Entscheidend wird die Entwicklung einer Lernkultur, die Einübung, Pflege und Entfaltung braucht! Schulisches Lernen ist primär keine Frage der instrumentellen Technik, sondern des kultivierten Umgangs miteinander im Kontext von Lernvorgängen. Lehrer werden Begleiter nach dem Konzept des autonomen Lernens in einer Traditioneller Unterricht Alles ist einheitlich: 1.Alle gleichaltrigen Kinder haben beim 2.gleichen Lehrer mit dem 3.gleichen Lehrmittel im 4.gleichen Tempo das 5.gleiche Ziel zur 6.gleichen Zeit 7.gleich gut zu erreichen. Kompetenzorientierter RELI: Differenziertes Lernen Kinder und Jugendliche sind auf vielfältigen Wegen mit 1.vielfältigen Menschen an 2.vielfältigen Orten zu 3.vielfältigen Zeiten mit 4.vielfältigen Materialien in 5.vielfältigen Schritten mit 6.vielfältigen Ideen in 7.vielfältigen Rhythmen zu 8.gemeinsamen Zielen unterwegs. Ein kompetenzorientierter Unterricht ist gekennzeichnet durch Eine Kultur des „offenen Unterrichts“, durch eine größtmögliche organisatorische, methodische, inhaltliche, soziale und persönliche Selbstbestimmung der Schüler/innen. Lernen mit allen Sinnen durch Verbinden von Inhalten mit positiven Gefühlen (Lernen ist ein aktiver Konstruktionsprozess. Daraus ergibt sich die Aufgabe: Konstruktion und Instruktion (Impulse, Hinweise) in ein angemessenes Verhältnis setzen. 1.6 Die Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer fragen (Unterrichtsplanung) üben (Lernformen) moderieren (Sozialformen) unterstützen (Medieneinsatz) fordern heraus (Aufgabenstellung) Begleiten und Rückmeldungen geben Schüler anerkennen und wertschätzen Wichtig wird für die Lehrerinnen und Lehrer fragen: üben: Beziehen die Sch. in ein ergiebiges die Planung mit ein Unterrichtsgespräch Fragen Vorwissen und oder ein selbständiges Erarbeiten Interesse ab Einüben Interesse an der unterschiedlicher Lebenswelt Unterrichtsformen in Relativieren der der Ausbildung bzw. KonsumentenrolleI im Praktikum Interpretation als gemeinsame ergebnisoffener Reflexion der Prozess Unterrichtsmethoden Steigerung der (Auswertung) methodischen Kompetenz Vergleich von Lehrplan und Bildungsstandards Lehrplan: Input-Steuerung Was Lehrer in einem Jahr an Inhalten und Themen lehren und durchnehmen sollen Inhalte und Lernziele Bildungsstandards: Outcome-Steuerung Was Schüler in einem Jahr lernen sollen angestrebte Ergebnisse von Unterricht sind Kompetenzen (auf mittlerem Niveau) 1.7 Zusammenfassung 1. Religionspädagogik ist eine interdisziplinäre Verbund-wißenschaft und keine Anwendungswißenschaft der Dogmatik oder Exegese. Sie bezieht die Ergebnisse der Humanwissenschaften mit ein und fragt Prof. Dr. Stephan Leimgruber nach den religiösen 2. Die Kompetenzorientieru ng stellt die Schülerinen und Schüler in die Mitte als Akteure der Lernprozesse. 3. Die Lehrpersonen überlegen, wie die Schüler optimal lernen können. Sie schaffen 21 ANREGENDE und inter-essante Angewandt auf den Religionsunterricht kompetenzangereichert: wird von der Abfolge der Inhalte und vom Fach ausgehend geplant; bewirkt, dass Inhalte mit Kompetenzen angereichert werden; zielt auf die Bewältigung fachlicher Problemstellungen. Kompetenzorientiert: wird von kompetenzfördernden Lernprozessen her konzipiert und geplant stellt die Bewältigung authentischer Anforderungssituation en ins Zentrum Formate der Auswertung und Leistungsbeurteilung Lernweg dokumentieren (Prozessportfolio (Dokumappe) Lernergebnisse dokumentieren (ErgebnisProtokolle) Lernplakat oder Flyererstellen und vorstellen Frequently Asked Questions (FAQ): Zusammenstellung einer begrenzten Anzahl häufig gestellter Fragen und den dazugehörigen Antworten Handbuch („Bedienungsanleitung“) Präsentation, Einzelbewertungen (Form, Inhalt), Transparente Gesamtbeurteilung (Kriterien zuvor angegeben) Folgerungen für das Studium der Religionsdidaktik 1. Das gesamte Theologiestudium ist im Blick auf die Praxis des Glaubens und des Lernens auszurichten. 2. Im Zentrum stehe ich persönlich als eigenständige mündige Person. Es geht nicht bloß um ein Auswendig-Lernen, sondern um ein Verarbeiten, Durchdenken und Selbst - Aneignen des Glaubens. Ziel ist Mündigkeit im Glauben und Leben!!! 3. Im Hintergrund steht das christliche Menschenbild, wonach das eigene Leben Geschenk Gottes ist, persönlich gestaltet und 24 Prof. Dr. Stephan Leimgruber verantwortet wird. 2. Die LehrpläneVorbemerkungen Sie enthalten Inhalte und Ziele für Jahrgangsklassen und dienen der Orientierung. Es gibt verpflichtende und fakultative Stoffe. Die Kompetenzorientierung verlangt ein aufbauendes, spiralförmiges, vertiefendes Lernen. D.h. Ausgangspunkt ist Vorwissen der Schüler Das Vorwissen sollte abgerufen und an ihm angeknüpft werden. Es gibt aktives und passives (träges) Wissen. Abrufbar sind Bayerns Lehrpläne unter „ISB.de“. Lehrplan Sek. I knüpft an Wissen der Grundschule an. Lehrpläne für das Fach Religion Welche Grundthemen stehen drin? 2. Welt Und Verantwort ung 3. Bibel und Tradition 4. Die Frage nach Gott 5. Jesus Christus 1. Menschse in Ich Menschw 6. Kirchen erden Konfessionen Gottes Geist 7. Religionen Weltanschauu ngen Was kommt im Studium von den Lehrplänen vor? – 1. Menschsein/Menschwerdung: Theologische Anthropologie (Dogmatik) 2. Welt und Verantwortung : Ethik/Sozialethik – Einewelt-problematik (Relpäd.) 3. Bibel und Tradition – Exegese AT und NT 4. Gottesfrage und Sinnfrage - überall, besonders in der Dogmatik und Fundamentaltheologie 5. Jesus Christus – Exegese NT und Christologie/Dogmatik Prof. Dr. 6. Stephan Leimgruber Konfessionen Gottes Kirchen Geist(Ekklesiologie/Ökumene) 27 Grundschule 1. Menschsein: Schüler/innen können sich selbst erkennen, Erfahrungen beschreiben und sind offen für Sinn- und Gottesfrage. 2. Sie können als Christen Verantwortung für sich selbst gegenüber anderen und der Schöpfung wahrnehmen. 3. Sie haben die grossen Geschichten des AT gehört und Jesu Reich Gottes Botschaft (Bibel). 4. Sie wissen um die Gottesfrage und kennen verschiedene Bilder Gottes. 5. Sie haben Jesus Christus über die Bibel kennengelernt und kennen Gegenwartsweisen Jesu (im Sakrament, im Wort, im Gebet). 6. Das Kirchenjahr darf als bekannt vorausgesetzt werden, ebenso Taufe, Eucharistie und Buße (Kirche und Konfessionen). 7. Erste Kenntnisse zum Glauben der Juden und der Muslime sind erarbeitet (Religionen). Hauptschule: Merkmale 1. Sie geht von diversen Begabungen aus und zielt von 5. bis 9. Jgst. einen erfolgreichen qualifizierten Abschluss an. 2. Durch Besuch des mittl. Reifezugs und des 10. Schuljahrs ist der mittl. Schulabschluss angezielt. 3. HS öffnet den Zugang zur beruflichen Ausbildung in Handwerk, Industrie, Wirtschaft und sozialen Berufen. 4. Ein anschaulicher, praxisbezogener und handlungsorientierter Unterricht ist nötig. 5. Die Schule ist Lebens-, Erfahrungs- und Lernraum. 6. Vielfalt der Lebensstile und Weltanschauungen zeigt sich. 7. Fächerübergreifende Medien-, Gesundheits- und Umwelterziehung. Der RU an der Hauptschule Schüler akzeptieren ihr Sosein in Zeiten der Pubertät. Sie erleben die Prägekraft des Glaubens an Beispielen. Sie kennen Merkmale biblischen Sprechens. Sie reflektieren islamische und christl. Gottesbilder. Sie haben Zugang zu Jesus über die Gleichnisse. Sie kennen die Wurzeln des Christentums im Judentum und sind in die Elementarien des Islams eingefügt. Die sechsstufige Realschule Klassen 5 bis 10 Ausbildung von Schlüsselqualifikationen für das Berufsleben Sprachliche Fähigkeiten werden gefördert für Berufsabitur Selbständiges Lernen, systematisches Lernen und vernetztes Denken Wahlpflichtfächersystem ermöglicht Schwerpunktbildung RU in RS (Relireal) Fachprofil RU ist Dienst der Kirche an jungen Menschen im Lebensraum Schule. Er will die religiöse Dimension des Menscheins fördern. Junge Menschen sollen einen eigenen Standpunkt entwickeln und ein sinnvolles Leben gestalten lernen. Sie sollen sich anderen Konfessionen und Religionen öffnen und diese achten. Sie sollen einen persönlichen Zugang zur Bibel finden. Sie sollen sich mit Jesus Christus und seiner Botschaft kritisch auseinandersetzen. Das achtstufige Gymnasium Merkmale Befähigt zum Hochschulstudium Differenziert die sprachlichen Fähigkeiten Schult das Abstraktionsvermögen Zunehmend wird Selbständigkeit und Verantwortung verlangt und eingeübt Individualisierung der persönlichen Begabungen „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.“ (Lehrplan G 8) Der Religionsunterricht am Gymnasium (Religionsdidaktik II,5) Das Gymnasium will das Schülerpotenzial nutzen, Werte vermitteln, ästhetisch und persönlich bilden. Das Wissen soll einen Lebensbezug haben. Die Schüler sollen den Unterricht mitgestalten und soziale Lernformen einüben. Fächerverbindendes Lernen betrifft Gesundheit, Gewaltprävention, Aufklärung, Medienkompetenz und allgemeine Schulkultur! Der RU Vermittelt Grundwissen und stärkt Kernkompetenzen Personale und soziale Kompetenz Inhaltliche und geschichtliche Kompetenz Systematisches und vernetztes Denken Fünf Zielrichtungen der Katholische Religionslehre Fünf Zielrichtungen 1. Einmaligkeit eines jeden achten und sich seines Angewiesenseins auf Gemeinschaft bewusst werden; 2. Den Gottesglauben Abrahams von anderen Glaubensüberzeugungen unterscheiden können; 3. Mit der Bibel sachgerecht umgehen können 4. Jesu Welt und seine Botschaft der entgrenzenden Liebe Gottes an Beispielen erkennen; 5. Kirchenraum erfahren und Atmosphäre eines heiligen Ortes achten lernen. Lehrplan Gymnasium im Einzelnen: 5. und 6. Klasse Gy 5.1 Ein Neubeginn- miteinander leben, lernen und den Glauben entdecken 5.2 Abraham und wie sich Menschen Gott vorstellen 5.3 Die Bibel, ein Buch mit religiösen Erfahrunge 5.4 Jesus von Nazareth und seine Botschaft kennen 5.5 Die Kirchen als Ortszeichen des Glaubens 6.1 Eine eigene Orientierung finden 6.2 Kinder in der Einen Welt und des einen Gottes 6.3 Jesus gibt Hoffnung in Leid und Tod 6.4 Christliches Gemeindeleben einst und heute 7. und 8. Klasse Gym. 7.1 „Ich bin doch kein Kind mehr“ 7.2 Mit Markus von einer besseren Welt erzählen 7.3 Symbole und Sakramente – Sichtbares und mehr 7.4 Christliches Mittelalter in Europa 7.5 Der Islam – Begegnung mit Muslimen 8.1 Die Schöpfung Gottes als Gabe und Aufgabe 8.2 Kontingenzerfahrungen: Schuld und Versöhnung 8.3 Ringen um ewiges Leben im Reformationszeitalter 8.4 Jugendliche und die Kirche – kirchliche Jugendarbeit 8.5 Der Psychomarkt: Sekten - Scientology 9. Und 10. Klasse Gym. 9.1 Gott schenkt Freiheit und fordert Gerechtigkeit an den bibischen Themen Exodus und Dekalog; 9.2 Das Judentum als Wurzel des Christentums 9.3 Die Kirchen in Zeiten der Bedrängnis 9.4 Freundschaft, Liebe und Sexualität 9.5 Schule, Abitur und Beruf – wozu? 10.1 Das Gewissen- Verantwortung übernehmen 10.2 Sterben und der Tod und was danach? 10.3 Jesus Christus – Eckstein unseres Glaubens 10.4 Sinnerfahrung und christliches Handeln 10.5 Hinduismus und Buddhismus Lehrpläne für das Fach Religion Welche Grundthemen stehen drin? 2. Welt Und Verantwort ung 3. Bibel und Tradition 4. Die Frage nach Gott 5. Jesus Christus 1. Menschsei n Ich Menschwer den 6. Kirchen Konfessionen Gottes Geist 7. Religionen Weltanschauu ngen 11.12. Jahrgangsklasse Gym 11.1 Religion in der offenen Gesellschaft 11.2 Die Bibel als Zeugnis der Gotteserfahrung 11.3 Religionskritik: Feuerbach, Nietzsche, Sartre 11.4 Das christliche Menschenbild 12.1 Ethische Kompetenz – Wertepluralismus 12.2 Aktuelle ethische Herausforderungen 12.3 Die Zukunft gestalten 12.4 Das christliche Credo Themen zu den 7 Lernbereichen Selbstfindung (Menschsein) Verantwortungsübernahme in der Öffentlichkeit Offenheit für Sinn- und Gottesfragen Auseinandersetzung mit Jesus Christus, mit anderen Konfessionen und Religionen Wirkt Gottes Geist in der Kirche? – Ökumene, Heilige Schriften der Religionen sind bekannt. 2. Zusammenfassung Der Religionsunterricht orientiert sich an den Schülerinnen und Schülern und will deren Kompetenzen erhöhen, damit sie fähig werden, aus christlichem Geist Probleme zu lösen. Der RU richtet sich auch nach den Lehrplänen, die eine Orientierungsfunk tion haben und helfen, die Kompetenzen zu erreichen und die wesentlichen Inhalte zu behandeln. Wir haben sieben Themenfelder erkannt: a) Der Mensch und seine Situation, b)die Welt und unsere Verantwortung c) Bibel d)Gott e)Jesus Christus f)Kirchen g) Religionen. Religionsunterricht fördert spiralförmiges, aufbauendes Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lernen und bezieht das Vorwissen der Schüler/innen 42 3. Bunte Schule – idealer RU – Entwicklungstheorien Wir besinnen uns auf die Adressaten des Religionsunterrichts. Wo stehen unsere Schülerinnen und Schüler ? Wer sind sie? Welche Nöte und Sehnsüchte haben sie? Welche Ängste und Hoffnungen? Shellstudien (zuletzt 2010)und andere Umfrageergebnisse geben Auskunft. Lesen Sie bitte: Religionsdidaktik, Teil II,4 (S. 174186) Wir fragen nach idealem Religionsunterricht ? Was ist eine gute Schule? Was kennzeichnet eine Lernkultur? Worauf kommt es an im RU? 43 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lesen: Religionsdidaktik Teil III, 1 (S. 487-489) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 44 Bunte Schüler – Idealer Religionsunterricht Entwicklungspsychologie Unsere Schülerinnen und Schüler bilden die multikulturelle und religiös vielfältige Welt ab. Auf einem Werbeplakat stand: Dein Christus ein Jude Dein Auto ein Japaner Deine Pizza italienisch Deine Demokratie griechisch Dein Kaffee brasilianisch Dein Urlaub türkisch Deine Zahlen arabisch Deine Schrift lateinisch Und Dein Nachbar nur ein Ausländer? Herkunft, Bildung, soziale Schicht, Berufe Schülerinnen und Schüler vertreten alle Schichten Sie entstammen diversen sozialen Milieus und entsprechender Bildung Ihre Väter und Mütter haben verschiedene Berufe Die Familienmodelle sind zahlreich geworden: 70 % Familien mit Geschwistern 10 % Einelternfamilien 20 % Scheidungsfamilien und Patchworksituaitonen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 47 Sind unsere SchülerInnen religiös ? Kirchlich? Oder allgemein religiös? Humanistisch oder atheistisch? Es gibt eine gestufte Kirchlichkeit: Kerngemeinde, Dominikanten, lose Zugehörigkeit, Weihnachtschristen, Taufscheinkatholiken, Ausgetretene Christsein ist möglich auch ohne oder gegen die Kirche, aber die Kirche kann eine Heimat/Gemeinschaft bilden und Werte vermitteln. Der Großteil der Schüler ist von Gott überzeugt, aber es ist oft ein vages, undeutliches fernes Gottesbild, nicht der direkte Helfer, Retter. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Wenige sehen Jesus Christus als Vorbild, Leitbild und 48 Glaube und Gott bei Jugend „Ich habe heute Reli-Klasur geschrieben, aber Gott war definitif nicht anwesend. Ich glaube aber an Gott irgendwie als Kraft“ Glauben junge Menschen an Gott?Kommt er in ihrem Leben vor Einige distanzieren sich wie ihre Eltern von der KIRCHE Es gibt Ministrantinnen/Ministranten, TaizéFans, Jungkolping Weltjugendtagefreaks Pfadfinder, Landjugend. In einem Konfirmandenlager ließen sich drei 49 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Jugendliche taufen (2011) Freizeit-und Medienverhalten der Jug. Sehr große Bandbreite, aber mit andern die Freizeit verbringen ist wichtig. Medien nehmen einen zunehmenden Raum ein (Spiele). Ausschlaggebend sind das Taschengeld, die Gleichgesinnten, die Anregungen Einige machen in kirchlichen Jugendgruppen mit (Pfadfinder, Jungkolping, Weltjugendtage, Taizé) Viele sind regelmäßig in Sportvereinen aktiv, auch in Leitung. 50 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Einige spielen Instrumente und musizieren. Werte bei Jugendlichen Es gibt viele Werte, die Jugendliche vehement vertreten: Ganz wichtig ist Freiheit im Sinne, dass niemand dreinredet. Freundschaft gehört zu dien Wichtigsten Familie, ein Zuhause haben und verlässliche Bezugspersonen ist wichtig. Treue in Beziehungen wird oft radikal gelebt. Gerechtigkeit und Friede sind sehr „in“ bei Jugendlichen. auch „Spass“, Unterhaltung, Vergnügen51 Prof. Dr. Gewiss Stephan und Sport. Entwicklungspdychol ogische Stufentheorien Um Religionsunterricht auf die Schüler auszurichten, müssen wir ihre entwicklungspsychologischen Phasen kennenlernen: Stufentheorien 1. Jean Piaget: Stufen der Erkenntnis 52 2. Jean Piaget: Stufen der moralischen Entwicklung 3. Lawrence Kohlberg (1927-1987): Stufen der moralischen Entwicklung 4. Fritz Oser (geb. 1937)/Paul Gmünder Stufen der religiösen Entwicklung 5. James Fowler (geb. 1940) Stufen des Glaubens Ausgangspunkte Um unsere Schüler besser zu verstehen, muss deren psychische, kognitive und religiöse Entwicklung berücksichtigt werden. Bereits Paulus bemerkte: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich erwachsen war, legte ich ab, was Kind an mir war“ (1 Kor 13,11). Es gibt bei jeder Person eine Entwicklung aufgrund der Erziehung, Bildung, innerer und äußerer Faktoren. Piaget zeigte diese Entwicklung in kognitiver und moralischer Hinsicht, Kohlberg in moralischer Prof. Dr. Stephan Leimgruber Hinsicht, Fowler und Oser in religiöser Hinsicht, 53 1. Jean Piaget: Stufen der Erkenntnis a) senso-motorische Phase von der Geburt bis ins zweite Altersjahr, b) eine symbolisch-repräsentative, kreative und phantasiebezogene Phase vom zweiten bis dritten Altersjahr, c) eine konkret-operative Intelligenz mit anschaulichen Denken im Grundschulbereich bis zwölf Jahre und dann eine d) formal-operative Intelligenz mit abstrahierenden Denken ab etwa zwölf Jahren. 54 Somit entwickelt sich die Erkenntnisfähigkeit des Menschen von sinnlicher Erkenntnis über symbolische zu konkreten Denkvorgängen bis hin zu abstraktem Denken im jungen Erwachsenenalter. 2. Jean Piaget: Stufen der moralischen Entwicklung a) die Phase eines heteronomen Gehorsamsmoral bis etwa sieben Jahre. Hier steht der Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen und die Übernahme anderer Einstellungen und Urteile im Vordergrund; b) einen kooperativen Gerechtigkeitssinn in der Phase der Orientierung an Gleichaltrigen von sieben bis vierzehn Jahren. Dabei führt das Zusammenleben mit Gleichaltrigen zu Vergleichen und kollektiven Regeln. Die Selbstwerdung und das Geltungsbedürfnis spielen eine Rolle und werden durch Anpassung an Konventionen erreicht; c) ab zwölftem bis vierzehntem Altersjahr wachsen die 55 eigene Einsicht, das persönliche Urteil und die Mündigkeit im Sinne der Autonomie und Selbständigkeit 3. Lawrence Kohlberg (1927-1987): Stufen der moralischen Entwicklung Für Kohlberg gibt es auch eine moralische ‚Entwicklung, die er in sechs Stufen (drei mit jeweils a und b) beschreibt: 1.Vormoralisches Niveau, 2. konventionelles Niveau und 3. selbstständiges Niveau. 56 1. auf dem „vormoralischen Niveau“ orientierten sich die Kinder a) an äußerer Kontrolle durch Lohn und Strafe. Sie möchten eine Strafe vermeiden und einen Lohn für eine Tat bekommen. Es ist keine Rebellion gegen Autoritäten feststellbar, sondern Unterordnung (Stufe 1). b) Kinder orientieren sich an den eigenen Bedürfnissen Lawrence Kohlberg 2. Moral auf der Basis konventioneller Rollenkonformität in Orientierung an den Peers Die Person handelt also noch nicht aufgrund eigener Überzeugung, sondern a) weil die Bezugspersonen ihr dafür Lob spenden (Stufe 3) b) weil die Pflicht erfüllt und Recht eingehalten wird (Stufe 4). 57 Lawrence Kohlberg 58 3. Auf der dritten Ebene bestimmen selbstakzeptierte gemeinsame Normen das Handeln. Das Handeln wird geleitet von selbst angeeigneten und verinnerlichten Prinzipien. Dies geschieht auf Stufe 5 durch Orientierung an einer Sozialvertragsmoral, wo im Konfliktfall Gesetzen gegenüber individuellen Bedürfnissen der Vorrang gegeben wird. Auf Stufe 6 orientiert sich der Mensch nach Kohlberg nur noch an selbstakzeptierten und interiorisierten, allgemein gültigen ethischen Erikson Entwicklung geschieht durch die gelungene oder misslungen Bewältigung von Lebenskrisen 59 Es geht um die psychosoziale Entwicklung des Menschen. Positive oder negative Erfahrungen prägen diese Entwicklung: a) Im Säuglingsalter Urvertrauen oder UrMisstrauen b) Als Kleinkind Autonomie oder Scham und Zweifel c) Im Spielalter (KG+KITA) Initiative oder Schuldgefühl d) Im Schulalter Werksinn oder Minderwertigkeitsgefühl 4. Fritz Oser (geb. 1937)/Paul Gmünder postulieren sechs Stufen der religiösen Entwicklung (Lies: Religionsdidaktik S.184-188) 60 Es geht um die Frage, wie das Kind mit Gott umgeht. Oser Gmünder nehmen mehrere Stufen an und vermuten diese bei allen Kindern. Stufe 1: Orientierung an absoluter Heteronomie (deus ex machina)Das Kind fühlt sich einem entfernten, unerreichbaren Gott ausgeliefert. Das Kind ist dem Handeln Gottes als einer letzten Macht ausgeliefert. Gott wird als mächtig und undurchschaubar erfahren. Das Kind reagiert blind auf diese Macht, die ihm als Strafe oder Belohnung erscheint. Stufe 2: Orientierung an „do ut des“ Das Kind kann diesen großen, unerreichbaren Gott beeinflussen durch Riten, Gebete un d Opfer und mit Gott wie in einem Tauschverhältnis handeln. (do ut des). Das Verhältnis Gott-Mensch wird im Sinne eines Tausches verstanden. Oser/Gmünder 61 Stufe 3: Orientierung an Selbstbestimmung Auf dieser Stufe fühlt sich der Mensch relativ autonom, aber gleichsam von Gott abgetrennt. Es ist eine Art Deismus. Gott wird als göttlicher umfassender Horizont verstanden, aber sein Wirken erscheint unvereinbar mit der menschlichen Freiheit. Verantwortlich ist allein der Mensch, nicht Gott, „denn wo war er, als in Ausschwitz das Gas strömte?“ (A. Bucher). Stufe 4: Orientierung an Autonomie und Heilsplan Autonomie der Person durch Annahme von Voraussetzungen aller menschlichen Möglichkeiten durch Gott. Gott ist die Oser/Gmünder 62 Stufe 5: Orientierung an Intersubjektivität Hier handelt es sich um eine kommunikativ-religiöse Praxis, in der Gott Voraussetzung und Sinngebung ist. Es ist die Stufe höchster menschlicher Autonomie und Kommunikativität. Gott tritt in der Kommunikation zwischen den Menschen in Erscheinung, die er auf neue Zukunft hin befreien kann (z. B. durch Mutter Teresa oder in der lateinamerikanischen Befreiungstheologie). Stufe 5 ist das Ziel der religiösen Entwicklung. Sie bringt Freiheit von autoritären Gottesbildern und Freiheit für den Nächsten. Stufe 6, die höchstmögliche Denkstruktur, ist die Stufe universaler Kommunikation und Solidarität, theologisch formuliert: „Gott ist die Liebe selber, in der wir lieben“. Da aus den empirischen Untersuchungen Einordnende Bewertung Religionsdidaktik II,4 (S.187-189) 1. Dieses Sechstufenmodell von Oser und Gmünder hat in erster Linie heuristischen Wert. Es dient der Sensibilisierung für das kognitive Entwicklungsniveau der Kinder und hilft, sie besser zu verstehen und dort abzuholen, wo sie stehen. 2. Der entwicklungspsychologische Ansatz verstärkt die Annahme, dass sich Kinder und Jugendliche in ihren Vorstellungen von Gott entwickeln. Dies geschieht durch aktive Auseinandersetzung mit Inhalten und anderen Meinungen. Unpassend ist es, Kindern fremde Schemen der Erwachsenen aufzuzwängen. 3. Lehrende sollen auf die Denkstruktur der Kinder 63 Prof. Dr. Stephan Leimgruber nehmen und ihnen Gelegenheiten des Rücksicht Einübens geben. Die Übergänge von einer zur 5. James Fowler (geb. 1940) Stufen des Glaubens (Lies: Religionsdidaktik S. 189f.) 64 Fowler postuliert sechs Stufen der umfassenden Glaubensentwicklung und bezieht die Erkenntnisse von Erikson der Biografieforschung ein. Stufe 0: Primärer Glaube, Glaube als Urvertrauen: Grunderfahrung des Aufgehobenseins, Der impliziten Erfahrung in den ersten Lebensmonaten, dass das Leben ein Geschenk ist (1. Lebensjahr). Stufe 1: Intuitiv-projektiver Glaube, der stark von der Fantasie und von Wünschen geprägt ist (ca. 2–6 Jahre). Stufe 2: Mythisch-wortgetreuer Glaube (»Buchstabenglaube«): Wirklichkeit wird von Fantasie unterschieden, Mythen werden wörtlich genommen, nicht als symbolische Sprache erkannt. Gott wird wie ein menschliches Wesen aufgefasst. (Kindheit im Grundschulalter und frühe Jugend) Stufe 3: Synthetisch-konventioneller Glaube ab der Pubertät. Es handelt sich um eine noch wenig James Fowler(Religionsdidaktik 189f) 65 Stufe 4: Im jungen Erwachsenenalter sieht Fowler einen Individuierend-reflektierenden Glauben, der eigenständiges und kritisch-rationales Denken voraussetzt. Symbole können erfasst und Glaubensaussagen entmythologisiert werden. Hier zeigt sich bereits ein klares Bewusstsein der eigenen Individualität und Autonomie. Stufe 5: Verbindender Glaube vom mittleren Erwachsenensalter an, der die eigene Individualität in die umfassende Kommunikation einbringt. Es wächst ein neues Verständnis für den Wahrheitsgehalt von Symbolen, Mythen und Metaphern. Stufe 6: Universaler Glaube, bei dem individuelle Interessen in den Hintergrund treten, dafür Selbsthingabe aus Liebe und Selbsttranszendierung auf den Grund des Seins möglich werden. (Reifes Erwachsenenalter und reifer Glaube). Würdigung und Anfragen (Reldid S. 191-3) Die Stufentheorien liefern hilfreiche Orientierungspunkte für Lehrende in Bezuf auf die komplexen Entwicklungen der Schülerinnen und Schüler. Auf jeder Stufe wird neu gelernt, lernen ist lebenslanger Prozess. Glaube ist mehr als ein Für-wahr-Halten von Sätzen, sondern eine umfassende Perspektive des Lebenssinnes. Lehrer müssen die Schüler in ihrer Entwicklungsphase ansprechen u. fördern Daraus folgt, dass im RU die Lerninhalte von den Schülern nicht einfach eingespeichert werden. Sie konstruieren sich ihr Weltbildselbst , indem sie 66 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Gedanken auswählen und zusammenstellen. Nachbesinnung Ergebnis aller theoretischer Entwürfe ist, dass sich der Mensch entwickelt und nicht stehen bleibt. Wie die Entwicklung genau aussieht, kann nur annähernd postuliert werden. Man spricht von sog. „Weichen Stufen“, weil sie alle nur mehr oder weniger zutreffen. Für die Schule und die Lehrpersonen entscheidend ist, dass sie spüren, auf welchen Stufen ungefähr die Kinder und Jugendlichen sind. Daraus folgt ein je anderer Umgang mit den Schülerinnen und Schülern. Aber man versteht die Schüler besser, wenn man um ihre Entwicklung weiß. Ziel der Schule wäre es, die Schüler in ihrer Entwicklung positiv zu fördern, dass sie möglichst hohe Stufen Prof. Dr. Stephan Leimgruber erreichen und ein souveränes mündiges Verhalten an67 Idealer Religionsunterricht Der ideale Unterricht Welche Faktoren intervenieren? Schüler /innen Lehrpersonen Stundenplan Schule Andere Lehrer Medien Ansehen des Faches bei den Schülern Eltern und ihre Meinung zum Fach „Politische“ Wetterlage, Kirche und Aktuelle Entwicklungen Was ist optimaler Religionsunterricht? Von den Schülern als lebensrelevant erfahren Explizit religiöse Themen wie Sinn- und Gottesfrage, Tod, Ewiges Leben Selbsttätigkeit und aktive Teilnahme der Schüler Zielorientiertes Schaffen – keine Langeweile Emotional gute Gefühle wie Freude Strukturierte Lernprozesse Theologischer Gedankengang Vielfältige Lernkultur Was ist optimaler Religionsunterricht? Unterrichtsatmosphäre Spirituelle Gestalt Exemplarische Vertiefung Fachdidaktische Prinzipien Ergebnissicherung Grundsätzlich dialogisch Die Schüler im Zentrum: kompetenzorientiert Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Fachdidaktik 11. Kapitel Mikrostrukturen und Sozialformen Notennot und Disziplinprobleme Literatur: Bahr Teil IV RD 11. Mikrostrukturen und Sozialformen 11.1 Die Bedeutung von Mikrostrukturen als minimale Lerneinheiten 11.2 Die Festlegung von Zielen und Kompetenzen (1. Vorlesung!) 11.2.1 Kognitive Ziele 11.2.2 Affektive Ziele 11.2.3 Handlungsorientierte Ziele 11.3 Sozialformen im Religionsunterricht und Unterrichtsrhythmus 11.4 Unterrichtsstile und Medieneinsatz im Unterricht Prof. Dr. Stephan Leimgruber 11.5 Hausaufgaben 2 Zur Stundenvorbereitung nach Wolfgang Klafki Zur Stundenvorbereitung gehören folgende Fragen und eine Folgerung: 1. Welche Bedeutung hat der Stundeninhalt für die Klasse? (z.B. Thema: Leid, Schöpfung, Jesus Christus, Gott, Partnerschaft) 2. Worin liegt die Bedeutung des Themas für die Zukunft der Schüler? 3. Welche Struktur(en) weisen die Inhalte auf? 4. Welches elementare Problem erschließt das betreffende Lernziel? 5. Wie wird der Inhalt den Schülern einer bestimmten Klasse interessant? Prof. Dr. Stephanbesonders Leimgruber 6. Daraus folgt, dass ich selbst mich mit dem Thema 3 Literatur Hilger/Leimgruber/Ziebertz, Religionsdidaktik, Teil IV, Religionsunterricht professionell planen und gestalten (von Prof. Matthias Bahr), 2.2010, S.485-547. Hans Mendel, Religionsdidaktik kompakt, München 2011, 185-220. Franz Wendel Niehl/Arthur Thömes, 212 Methoden für den RU, München 7.2005. Hans Schmid, Unterrichtsvorbereitung–eine München 08. Prof.Kunst, Dr. Stephan Leimgruber 4 11.1 Die Bedeutung von Mikrostrukturen Lernen geschieht wesentlich in Interaktion und Kommunikation Deshalb ist die Organisation des Lernens eine zentrale Lehreraufgabe für verantwortlichen Religionsunterricht. Lehrerin / Lehrer geben die Initialzündung für Lernprozesse. Sie schaffen eine Dramaturgie – Unterrichten ist wie eine Reise (Fellini) Lehrpersonen schaffen anregende Lernumgebungen und angemessene Lerngelegenheiten Mikrostrukturen sind minimale Lerneinheiten einer Unterrichtsstunde. Sie strukturieren eine Lernseqenz, bringen Abwechslung, Wiederholung, Vertiefung. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Atmosphäre und räumliche Voraussetzungen (z.B. Tische 5 11.2 Die Festlegung von Zielen und Kompetenzen (vgl. 1. Vorlesung!) Um den Unterricht konkret zu planen, ist ein Griff zum Lehrplan nötig. Dort finden sich die Themen und Ziele für die bestimmt Jahrgangsklasse. Es gibt Pflichtstoffe und fakultative Themen. Der Lehrplan schließt nicht aus, dass am Anfang der Stunde auf aktuelle Anlässe eingegangen wird. Kognitive Ziele betreffen das Verstehen, Begreifen, Behalten und Erkennen. Sie werden immer so formuliert: Der Schüler/die Schülerinn soll erkennen…verstehen… begreifen… Zusammenhänge sehen…vergleichen. Affektive Ziele betreffen die Gefühle, Emotionen und wollen Kinder und Jugendliche betroffen machen und affektiv engagieren. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Handlungsorientierte Ziele wollen beim Schüler etwas 6 11.3 Sozialformen und Unterrichtsrhythmus Einzelarbeit: Fokus und Konzentration liegt auf dem Subjekt Methoden: Stillarbeit, Texterfassung, Phantasieübung, Aufgabe, Bildbetrachtung, Information, Wahrnehmung Verschriftlichung, Imaginationsübung Partnerarbeit: Zwei Perspektiven treffen aufeinander, die es abzustimmen gilt; Methoden: Partnergespräch, Interview, Informationsweitergabe, Spiele, Denkauf-gaben. Vorteile der Partnerarbeit: Schwächere und Benachteiligte kommen zum Zug. Begabtere können Schwächere sozial unterstützen. Emotionale und soziale Bedürfnisse können erfüllt werden. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Nachteile der Partnerarbeit: Die Konzentration kann 7 11.3 Sozialformen II Gruppenarbeit (kurz: GA) Frontalunterricht (Virtuelles Gespräch) Prof. Dr. Stephan Leimgruber hier geschieht soziales Lernen Integration und geschützte Kommunikation Aufgabe muss klar sein für alle Delegation der Leitung ist ratsam Protokoll anfertigen ist nützlich Teilaufgaben strukturieren die GA Gefühle haben hier Platz _______________________ PPP Informativ Gefühle haben wenig Platz Konzentrierte Wissensvermittlung Film 8 11.3 Sozialformen III. Die Kunst des Unterrichtsgespräch Die Lehrperson erarbeitet einen Stoff im lebendigen Gespräch mit allen. Vorbereitung, Sammlung und Fokussierung sind unabdingbar. Schülererfahrung und Vorwissen sollen angesprochen +eingebracht werden. Lehrer/in führt einen „Roten Faden“, d.h. sie bleibt am Thema und führt Schüleräußerungen stets wieder auf das Ursprungsthema zurück. Die Lehrperson stellt Fragen, spiegelt die Antworten, fasst zusammen und führt den Gedanken weiter zu neuen Fragen. Alle sind zur Teilnahme eingeladen. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Beispiele: Bilder zeigen und besprechen, einen aktuellen 9 11.4 Unterrichtsstile Autoritär Permissiv Autoritativ Partnerschaftlich Grenzen und Regeln aufstellen und einhalten Prof. Dr. Stephan Leimgruber 10 11.5 Medieneinsatz und Hausaufgaben Medieneinsatz ist bei der Stundenplanung einzubeziehen (vgl. Kapitel 13) Medien können illustrierende Funktion haben, sollten aber eigentlich einen eigenen Informationswert haben und neue Lernprozesse anstossen. Hausaufgaben • Lernprozess soll vertieft und weitergeführt werden. • Bisheriges Wissen soll angewandt werden. • Eigentlich sollten Aufgaben ohne fremde Hilfe möglich sein. Prof. Dr. Stephan Leimgruber • Vorbereitung eines weiteren Lernschrittes. 11 11.5 Evaluation und Notennot Sind Noten im Unterricht über Fragen des Glaubens gerechtfertigt? Wenn RU ein gleichberechtigtes Schulfach (GG 7,3) ist, dann… Schulisches Lernen soll vertieft, wiederholt und angewandt werden Nur Gehörtes ist sofort verloren. Multiple Technik der Evaluation: 1. Mündliche Wiederholung und in Erinnerung rufen 2. Klausur (schriftlich nach Vorankündigung) Prof. Dr. Stephan externe Leimgruber 3. Durch Beobachtung der Stunde und 12 11.6 Zusammenfassung Es gibt verschiedene Mikrostrukturen des Lernens im Unterricht Sie bringen Abwechslung und Lebendigkeit in die Schulstube. Mikrostrukturen berücksichtigen das Bildungsniveau der Schüler/innen Sie bevorzugen je eine andere Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler Ausschlaggebend für Lernerfolg ist das didaktische Arrangement, die „Lernlandschaft“ (und natürlich die Person des Lehrers / der Lehrerin) Wechsel in der Sozialform und des Lernortes sind wichtig. Letztlich Schüler Lernender (Subjektorientierung) 13 Prof. Dr. Stephan ist Leimgruber Medien können eine Bereicherung sein Prof. Dr. Stephan Leimgruber 14 11.7 Kurzer Hinweis auf Disziplinschwierigkeiten Zuerst Art der Schwierigkeit feststellen: - Lautstärke ? Fehlt die Aufmerksamkeit ? - Gibt es Gewalt unter den Schülerinnen und Schülern - Interne oder externe Faktoren für die Disziplinschwierigkeit? - Heterogenität in Bezug auf die Zusammensetzung der Klasse - Aussperren signalisiert Kapitulation vor der Aufgabe Maßnahmen, die getroffen werden können - Gemeinsam mit den Schüler die Schwierigkeiten benennen und besprechen - Abmachungen treffen und Regeln aufstellen Prof. Dr. Stephan Leimgruber - Die Kommunikation in der KLASSE reflektieren 15 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Religionsdidaktik für die Sekundarstufe 12. Lernumgebungen – Kunst der Unterrichtsvorbereitung Neue und alte Unterrichtsformen 0. Zusammenfassung von Kap.11 Es gibt verschiedene Mikrostrukturen des Lernens im Unterricht Sie bringen Abwechslung und Lebendigkeit Sie bevorzugen je eine andere Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler Ausschlaggebend für Lernerfolg ist das didaktische Arrangement, die „Lernlandschaft“ Wechsel in der Sozialform und des Lernortes sind wichtig Letztlich ist Schüler Lernender (Subjektorientierung). Medien können eine Bereicherung sein Das gelungene, gewaltfreie Unterrichtsgespräch hat Vorrang. 2 Prof. Stephan Leimgruber initiiert die Lernprozesse und verantwortet DieDr.Lehrperson die Atmosphäre 12. Lernumgebungen – Kunst der Unterrichtsvorbereitung Neue und alte Unterrichtsformen 12.1 12.2 12.3 12.4 12.4.1 12.4.2 12.4.3 12.4.4 12.4.5 12.4.6 12.5 Lerngelegenheiten schaffen durch das Arrangieren von Lernumgebungen Die Kunst der Unterrichtsvorbereitung „Alte“ (traditionelle) Lernformen Neue Unterrichtsformen: Eigenverantwortliches Lernen Projektunterricht Frei – oder Stationenarbeit Handlungsorientiertes Lernen Blockunterricht Stegreifspiel und Improvisationstheater Portfolio Ausblick Prof. Dr. Stephan Leimgruber 3 Literatur Hans Schmid, Unterrichtsvorbereitung – eine Kunst. Ein Leitfaden für den Religionsunterricht, München 2008. Hans Schmid, Die Kunst des Unterrichtens, München 42008. H.-G. Ziebertz / Ulrich Riegel, IV.7 Eigenverantwortlich lernen im RU, in: Religionsdidaktik 62010, 549-561 (dabei Projektarbeit + Freiarbeit) Matthias Bahr, Handlungsorientiertes Lernen, in: Religionsdidaktik, München 62010, 542-549. Herbert Stettberger, Stegreifspiel und Improvisationstheater, in: Religionsdidaktik, München 62010, 572-576. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4 12. Lerngelegenheiten schaffen durch das Arrangieren von Lernumgebungen Eine der großen Aufgaben der Lehrpersonen besteht darin, kreativ stets neue Gelegenheiten zu schaffen, damit die Schülerinnen und Schüler lernen können. Konkret heißt das: Prof. Dr. Stephan Leimgruber 5 • Fragen stellen • Arbeitsblätter vorbereiten • Folien schreiben • Spiele ausdenken • Tafelbild imaginieren • Kurzvortrag halten • Aufgaben ausdenken • Materialien suchen • Medien bereitstellen • Begegnungen inszenieren • Bibelstellen lesen Prof. Dr. Stephan Leimgruber • Filme visionieren • Internetadressen ausprobieren • Wandtafel/Whiteboard • Bilder zeigen • Exkursionen, Ausstellungen erkunden • Projekte ausdenken • Stationenaufgaben vorbereiten • Interviewpartner suchen • Hefteintrag überlegen • Hausaufgabe stellen 6 12.2 Die Kunst der Unterrichtsvorbereitung Der Filmregisseur F. Fellini verglich seine Regiearbeit mit einer Reise und vielen Abenteuern. Dies gilt in analogen Weise für den Religionsunterricht: „Unterrichten ist wie eine Reise. Sie kann erst nach einem Programm geplant werden, aber die Lernorte selbst entdeckt man erst während der Fahrt.“ Prof. Dr. Stephan Leimgruber 7 „La strada“ von Federico Fellini Fellini verwendete immer wieder das Bild der Reise, um die besondere Art seines Schaffens zu kennzeichnen. Es ist die Reise in ein fremdes Land, in unentdeckten Welten und Wirklichkeiten. Der Reisende hat ein Ziel, weiß jedoch noch nicht im Vorhinein, was alles auf ihn zukommt: „Wüsstest du am Anfang, was dich Minute für Minute erwartet, würdest du gar nicht verreisen.“ Der Reisende bricht auf, um Erfahrungen zu machen, um Neues kennenzulernen. Die Reise hat deshalb eine aktive Seite der Absicht und des Willens sowie eine passive, rezeptive Seite der Offenheit und des Empfangens. In der Reise finden das Was und das Wie zueinander; sie stehen in einem ständigen Austausch, in einer permanenten Wechselwirkung. Das Was realisiert sich im Wie; das Wie ergibt sich aus den Impulsen des Was. Das Was ist sich am Beginn noch weithin selbst verborgen, es zeigt sich als Richtung; es braucht das Wie, um sich zu finden; es entwickelt sich im Prozess. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 8 12.3 „Alte“ (traditionelle) Lernformen Die Lehrperson vermittelt Wissen an die Schüler. (Nürnberger (Abfüll-)Trichter) Traditionelle Lernformen haben eine lehrerzentrierte didaktische Struktur. Klassisches Beispiel ist der Katechismusunterricht. Die Schüler sind Empfänger der Informationen. Sie sollen sie registrieren und verarbeiten. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 9 Dieses traditionelle Modell wird längst ergänzt durch subjektorientierte neue Lernformen. In alten Lernformen werden die Talente der Schüler nicht ins Zentrum gestellt. Schüler sind bloß Rezipienten und Reproduzenten. Das Gedächtnis spielt eine übergroße Rolle. Wenig ganzheitliches Lernen! Prof. Dr. Stephan Leimgruber 10 12.4 Eigenverantwortliche „neue Lernformen“ In den neuen Lernformen stehen die Schülerinnen und Schüler als Subjekte in der Mitte des Lernprozesses. Die Schüler sind eigenverantwortliche Träger des Lernprozesses. Sie sind in jeder Hinsicht am Lernen beteiligt: -an der Auswahl des Stoffes -an der Methode -an der Durchführung und -an der Erfahrungsreflexion. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 11 Schwierigkeiten: 1. Viele Schüler sind es nicht gewohnt selbstständig zu arbeiten. 2. Viele Lehrer verzichten auf neue Lernformen. Die herkömmliche Paukschule ist reformresistent. 3. Das Lerntempo ist vielleicht geringer als bei traditionellen Methoden. 4. Es gibt mehr Disziplinprobleme. Neue Lehrerrolle: Die Anwendung neuer Unterrichtsformen fordert von Lehrern eine neuere Rolle: Sie werden Lernbegleiter,berater, nicht mehr alleinige Wahrheitsvermittler. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 12.4.1 Projektunterricht (RD 551-556) Didaktische Verortung: 1.Situationsorientierung 2.Interessenorientierung 3.Relevanz 4.Zielorientierung 5.Prozess- und Produktorientierung 6.Orientierung an sozialem Lernen 7.Sinnenvielfalt 8.Interdisziplinarität Prof. Dr. Stephan Leimgruber 13 Phasen der Projektarbeit: 1. Wahl eines geeigneten Themas 2. Konfrontation mit dem Projekt 3. Formulierung der Aufgaben und Probleme 4. Verteilen der Teilarbeiten 5. Durchführung der Teilarbeiten 6. Zusammentragen der Ergebnisse 7. Darstellung nach außen 8. Lernkontrolle 9. Reflexion und Verbesserungsvorschläge Prof. Dr. Stephan Leimgruber 14 12.4.2 Freiarbeit- Stationenarbeit (RD 556-560) Die Lehrperson strukturiert einen Lernpfad mit diversen Stationen. An jeder Station gibt es eine Aufgabe. Die Teilnehmer erhalten einen Routenplan, auf dem sie die Ergebnisse notieren können. Die Teilnehmer können das Lerntempo individuell gestalten. Unterwegs können sie psychische und soziale Bedürfnisse stillen und sich unterhalten. Idee: „Der Weg ist das Ziel“ Prof. Dr. Stephan Leimgruber 15 12.4.3 Handlungsorientiertes Lernen (RD 542-548) Lernen mit allen Sinnen, nicht bloß kognitiv oder affektiv. Es sollten konkrete Aufgaben gestellt werden, die auch durch handwerkliche Arbeit erfüllt werden können. Maria Montessori verwendete Holzzylinder. Beispiele: • Begegnung mit einem Gast/Zeitzeugen • als Unterrichtsgang in die Wirklichkeit (Eine-WeltInitiative) • als Praxis der Veränderung (Bewahrung der Schöpfung) • als Werbeveranstaltung • als Spiel, das Glauben erfahrbar macht. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 16 12.4.4 Blockunterricht Der Blockunterricht geht von einer oder mehreren längeren und dafür intensiveren Lernphasen aus. Er lässt tiefer bohren als in der „45 MinutenHackmaschine“. Dafür fordert Blockunterricht eine genaue Planung und rhythmisierte Methodenvielfalt. Insgesamt eine lohnende Methode, wenn die Ergebnisse später wieder aufgegriffen werden. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 17 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 18 12.4.5 Stegreifspiel und Improtheater Damit ist ein spontanes Zusammenspiel von zwei oder mehreren Personen gemeint. Es werden Geschichten inszeniert und Rollen gemimt. Ein Stegreifspiel in vier Phasen 1.Eröffnungsspiel (Opener, Begrüßungsrituale) 2.Training der Improvisationsfähigkeit (freeze-Szenenspiel) 3.Inszenierung des Stegreifspiels 4.Analyse und Reflexion Vgl. H. Stettberger, Stegreifspiel und Improvisationstheater, in: Religionsdidaktik. Ein Leitfaden, München 62010, 572-576. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 19 12.4.6 Portfolio Portfolio ist eine Mappe mit einzelnen Blättern. Auf jedem Blatt ist das Ergebnis einer Stunde oder Lerneinheit. Portfolio dokumentiert den Lernweg. Der Begriff kommt von „Kunstmappen“ für Ausstellungen. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 20 12.5 Ausblick Lernumgebungen sind Chancen der Entwicklung Unterricht vorbereiten geht von der Vorstellung der Schüler aus. Wo stehen diese? – Sie sollen weitergeführt werden. Traditionelles Lernen ist objektorientiert, sachlich und informierend. Neue Lernformen sind subjektorientiert, partizipativer und sie engagieren die Einzelnen mehr. Vielleicht ist eine Mischung von alten und neuen Lernformen das Ideal. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 21 14. Der Religionslehrer/die Religionslehrerin –Person – Beruf(ung) – Rolle - Kompetenzen 14.0 Literatur 14.1 Überdurchschnittliche Berufszufriedenheit 14.2 Hohe Erwartungen an die Relilehrperson (Würzburger Synode) 14.3 Kompetenzen des Relilehrers 14.4 Er/Sie ist mitverantwortlich für guten Unterricht 14.5 Rollen der Relilehrperson 14.6 Das Habituskonzept für Professionalität 14.7 Ausklang Prof. Dr. Stephan Leimgruber 1 14.0 Literatur Was Religionslehrerinnen und –lehrer brauchen, in:Katechetische Blätter 130(2005)Heft 5. Hans-Georg Ziebertz, Wer initiiert religiöse Lernprozesse?, in: G. Hilger/S. Leimgruber/H.G. Ziebertz, Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium und Praxis, München 62010, 206-226. Stefan Heil/H.G. Ziebertz, Professionalisierung von Religionslehrerinnen und –lehrern, in: Religionsdidaktik, München 62010, 577-586. Hans Mendl, Religionsdidaktik kompakt, München 2011, 221-227. Anton A. Bucher, Religionsunterricht zwischen Lernfach und Lebenshilfe. Eine emp. Untersuchung zum kath. Religionsunterricht in der BRD, Stuttgartt 22000. Vgl. Der Religionsunterricht in der Schule, in: Würzburger Synode: 2.8-3.9 DBK: 1983: Berufsbild und Selbstverständnis und DBK 1987 Spiritualität 14.1 Überdurchschnittliche Berufszufriedenheit Katholische Religionslehrerinnen weisen aufgrund von empirischen Umfragen eine hohe Berufszufriedenheit aus. Trotz Schwierigkeiten finden die Meisten, dass sich dieser Unterricht lohnt. „Der Religionsunterricht ist keine vergebliche Liebesmüh.“ Organisatorische, stundenplantechnische Probleme, Randfach, mangelnde Unterstützung und öffentliche Anerkennung auf der einen Seite, auf der anderen Seite doch offene Herzen bei den Schülerinnen und Schülern. Diese sagen: -“In Reli kann man nachdenken.“ -“Da geht es locker zu.“ -“Die Lehrerin geht auf uns ein.“ -“In Reli darf man diskutieren.“ -“Da gibt es interessante Themen.“ 14.2 Hohe Erwartungen an die Relilehrperson Sch üle See r lso rge Erwartungen rn e t l E sen s i W e h c r er Ki d l rbi o V Bil du Sc hu ng le Die Schüler erwarten eine Person, die sie versteht. Die Kirche erwartet ein Vorbild des Glaubens. Die Schule erwartet „problemlosen Unterricht“ und religiöse Bildung. Die Eltern erwarten, dass die Kinder etwas lernen. Die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik erwartet in ihrem Papier „Der Religionsunterricht in der Schule“ folgendes: Religionslehrer müssen sensibel sein für die religiöse Dimension der Wirklichkeit. (2.8.1) Religionslehrer brauchen Sach- und Methodenkompetenz, sie müssen pädagogisch-didaktisch versiert sein und einen existenziellen Bezug zur Sache haben. (2.8.1) Religiosität und Glaube sind nicht nur Gegenstand, sondern Standort, den sie transparent zu vertreten haben (2.8.2); Religionslehrer sollen deshalb die Sache des Evangeliums und der Kirche zu ihrer eigenen machen. (2.8.3) Religionslehrer brauchen die Kirche als Kommunikationsbasis für ihr Glaubensleben. (2.8.4) Liebe zur Kirche und kritische Distanz müssen einander nicht immer ausschließen. (2.8.5) Religionslehrer sollen kritisch solidarisch mit ihren Schülern und ihrer Welterfahrung sein (2.8.6) und auch im Kollegium ihre Rolle vertreten. 14.3 Kompetenzen des Relilehrers Kompetenzen für Relilehrer(innen Personale und religiöse Kompetenz - Lebensgestaltung Theologische Kompetenz - aus Quellen schöpfen - fest in Sachfragen und Inhalten - nach der Bergpredigt handeln - ethisch gebildet und in der Bibel sich auskennend - weitherzig - “fromm“ und tolerant Pädagogischdidaktische Kompetenz -Gruppenleiter -Arrangieren von Lernprozessen -kooperativ -flexibel und kreativ -kommunikativ 14.4 Er/Sie ist mitverantwortlich für guten Unterricht Zehn Merkmale guten Unterrichts 1. Klare Strukturierung des Unterrichts 2. Hoher Anteil echter Lernzeit 3. Lernförderliches Klima 4. Inhaltliche Klarheit 5. Sinnstiftendes Kommunizieren 6. Methodenvielfalt 7. Individuelles Fördern 8. Intelligentes Üben 9. Transparente Leistungserwartungen 10.Vorbereitende Umgebung 14.5 Rollen der Relilehrperson Initiator von Lernprozessen Organisator von Lernumgebungen Anwalt der Schüler/innen Selbst Lernender und sich Weiterbildender Moderator, Coach und Berater Integrator verschiedener Schüler (Schlichter) Kommunikator mit anderen Lehrern und Lehrerinnen Kooperativ mit Eltern Sich am Weg Jesu orientierend – Vorbild und Zeuge Die Spuren des Lebens suchend In kritischer Solidarität mit der Kirche Firm in Multitasking! 14.6 Das Habituskonzept für Professionalität htt p co ://w w n an tent w.se aly /up oo se .jp loads nma g /20 .de/ 1 1/ w p 02/ we bs i te - Das Habituskonzept beinhaltet, dass die Relilehrperson ihre gesamte Situation analysieren und reflektieren kann. Es ist ein Instrument, um den Beruf zu diagnostizieren und weiter zu entwickeln. 14.6 Das Habituskonzept für Professionalität Reflexion auf institutionelle Bedingungen in Schule und Kirche Routinen in Didaktik Professioneller Religionslehrerhabitus Umgang mit Neuem und religiöser Pluralität Person: Biografie und Glaube 14.7 Ausklang Fragen - Wie stellen Sie Sich den idealen Relilehrer/die Relilehrferin vor? - Welche Erfahrungen haben sie mit guten Reliehrern gemacht? - Viele Studierende auf Lehramt mit Religion kennen gute Relilehrer, ja diese waren mitentscheidend für die Wahl des Studiums. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Religionsdidaktik Sek I. 4-6 Wintersemester 2011/12 4. Modelle des Religionsunterrichts Wie unterweisen die Religionen die nachwachsende Generationen? 4.0 Die Christen und LER 4.1 Orthodoxer Religionsunterricht 4.2 Evangelischer Religionsunterricht 4.3 Das Judentum und israelischer oder jüdischer Unterricht 4.4 Islam und islamischer Religionsunterricht 4.5 Fernöstliche Religionen 4.6 Fazit Lesen Sie das Bischofsdokument „Die bildende Kraft des Religionsunterrichts“ (DBK.de, 1996) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 2 4.0 Christen und LER Religionsunterricht in den alten Bundesländern: konfessionell nach GG 7.3 In den neuen Bundesländern: LER Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde Voraussetzung für LER ist eine kirchenferne Umgebung und eine atheistische Gesellschaft, in der Christen eine Minderheit sind Bekenntnisunabhängiger Religionsunterricht – religiös neutral! Analog dazu gibt es in der ehemaligen DDR Feiern der Jugendweihe Religionsunterricht als Information oder als Religionenkunde Prof. Dr. Stephan Leimgruber Der Religionslehrer ist Fremdenführer oder Informant 3 LER als Alternative zum konf. RU LER heißt „Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde“. Dieses Fach entstand in den Neuen Bundesländern und berücksichtigt die gesellschaftliche Pluralität. Das Fach wurde im Land Brandenburg verpflichtend für alle 1996/7 eingeführt(zunächst für die Klassen 7-10). Didaktisch überwiegen der informative und relilgionskundliche Charakter des Fachs, der konfessionelle, bekenntnisorientierte tritt zurück. Der Religionslehrer/die Religionslehrerin hat die Rolle des „Fremdenführers“, der Kundschafterin. Keine Mission im Sinne einer Begünstigung einer Religion Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4 Multireligiöser RU in Hamburg Noch ein anderes Organisationsmodell nach konfessionell und LER: Die Stadt Hamburg weist keine christliche Mehrheit auf. Angehörige einer Vielzahl von Religion sind vertreten. Auch in Schule und RU Also hat die Evangelische Kirche (ca. 1993) einen multireligiösen Religionsunterricht eingeführt. In jeder Klasse wird Religionsunterricht erteilt in Anwesenheit aller Kinder verschiedener Religionen. Ziel ist es, die Religiosität der Kinder zu fördern und die gegenseitige Toleranz zu stärken. Problem für Grundschule: Kann sich eine religiöse Identität entwickeln? 5 Prof. Dr. Stephan Leimgruber (Ähnlichkeiten zur „Multifaith-approach“ in England) 4.1 Orthodoxer Religionsunterricht Kandins ki Volles Leben Prof. Dr. Stephan Leimgruber 6 4.1 Orthodoxer Religionsunterricht Führt in den christlichen Glauben der Ostkirche ein. Dazu gehört eine Hinführung zur Bibel des AT und NT Dann spielen die Kirchenväter des Ostens eine große Rolle z.B. Chrysostomus. Die Ikonen als Abbilder Gottes sind bedeutsam. (Kein Bilderverbot!) Die Initiation wird Kindern so gespendet, dass sie auf einmal Taufe, Salbung (Firmung) und Erstkommunion erhalten. Großer Aufbruch der Religion in der orthodoxen Kirche Russlands Zur orthodoxen Kirche gehört auch die äthiopische Kirche. Man sagt auch, es handele sich um eine Prof. Dr. Stephan Leimgruber „altorientalische“ Kirche 7 Dreifaltigkeit sikone v.Andrej Rubljow Prof. Dr. Stephan Leimgruber Russisc hOrthodo xe Kirche 8 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 9 Äthiopische Kirche Altorientalische Kirche Prof. Dr. Stephan Leimgruber Kreuzigu ng Jesu und Trauer der Umstehe nden 10 Orthodoxer Religionsunterricht ist - Biblisch orientiert - Bilder und Ikonen spielen eine große Rolle - Die Kirchenväter des Ostens sind wichtig - Religionsunterricht ist Einführung in das Leben der Orthodoxen Kirche 11 Prof. Dr. Stephan Leimgruber - Orthodoxe Priester und Diakone erteilen 4.2 Merkmale des evangelischen Religonsunterrichts Konfirmand enunterrricht früher als Bibelunterri cht und Hinführung zu Martin Luther Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 4.2 Evangelischer Religionsunterricht 1. Das Wort Gottes aus der Bibel steht im Zentrum 2. Aus der Bibel kommen Kraft und Impulse für das Leben. 3. Martin Luther erneuerte die Kirche aus dem Geist der Bibel. 4. Evangelischer Religionsunterricht braucht Identifizierung mit der Reformation und mit Martin Luther. 5. Glaube soll zuerst begriffen werden, weshalb die sakramentale Unterweisung im späteren 13 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Schulalter erfolgt und eine Skepsis zur Tisch des Vaters, der Pfarrer war Erinner ung Vincent van Goghs: Prof. Dr. Stephan Leimgruber Vater war evangelis cher Pfarrer 14 4.3 Das Judentum und seine religiöse Unterweisung Prof. Dr. Stephan Leimgruber 15 4.3 Das Judentum und israelischer oder jüdischer Unterricht Der Vater lehrt die ganze Familie und besonders die Kinder 1.Es gibt jüdischen RU in jüdischen Schulen (dazu gehört die Hebräische Sprache) 2.Zu Hause wird eine spezifische Kultur gelebt (koscher Essen) 3.Zur jüdischen Erziehung gehören: 4. Bezug zur Geschichte (Israel in Ägypten) 5. Einhaltung des Sabbats, auf den die Woche ausgerichtet ist 6. Prof. Lesen aus der Thora 16 Dr. Stephan Leimgruber 7. Sich des Schöpfergottes erinnern Prof. Dr. Stephan Leimgruber 17 4.4 Islamische Erziehung Zunächst als Teilnahme an der Glaubenspraxis der Eltern Mehrmaliges Beten am Tage – Gott vor Augen Einhalten des Monats Ramadan, der fünf Säulen Lesen des Korans Besuch der Moschee Prof. Dr. Stephan Leimgruber 18 Männer, Frauen, Kinder in der Moschee Prof. Dr. Stephan Leimgruber 19 Islamischer Religionsunterricht Zwei Modelle - Das Berliner Modell: Islamische Verbände sind verantwortlich für Lehre, Räume, Lehrpläne, Organisation und Bezahlung der Lehrer - Das Modell in NRW und in Bayern/BadenWürttemberg: der Staat ist verantwortlich für die Lehrpläne, Lehrbücher, Ausbildung der Religionslehrer/innen und er bezahlt sie. Dieser islamische Religionsunterricht Prof. Dr. Stephan Leimgruber findet in Deutsch statt und ist analog zum 20 konfessionellen Religionsunterricht der 4.5 Erziehung in fernöstlichen Religionen Es gibt Mönchsgemeinschaften in Tempeln mit Novizen (Gelübde nicht lebenslang) Einführung in heilige Schriften und die Kunst des Schreibens Einführung in asketische Lebensweise (Fasten, Gebet, Gottesdienst) Für die Leute gibt es Fürbitten und Opferfeiern der Priester Prof. Dr. Stephan Leimgruber 21 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 22 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 23 4.6 Fazit Bekenntnis und Glaube spielten in allen Religionen weltweit eine große Rolle. Die kommunistischen Bemühungen zum Atheismus und Abschaffung der Religion waren wirksam, aber konnten die Religionen nicht „ausmerzen“. Der schulische Religionsunterricht ist besonders für das Abendland charakteristisch. (Gemeindekatechese und schulischer Religionsunterricht) Der jüdische Unterricht fördert den Einzug in die Tradition Der islamische Religionsunterricht ergänzt den Koranunterricht Prof. Dr.Die Stephan Leimgruber fernöstlichen Religionen fördern den Ahnenkult 24 Fazit 2 Denkpause ….. Für mich gibt es deshalb RU… Vorgabe im Grundgesetz „ordentliches Lehrfach“ Darüber hinaus: Ein Schulfach, das alle zusammenhält Ein Alternativfach zu den Leistungs- (und Notenfächern) Ein Fach des existenziellen Gesprächs (Schüleraussage) Für Lehrerinnen und Lehrer ein freier Gestaltungsraum Ein Fach, das allgemeine, ethische und religiöse Kompetenzen ausbildet Prof. Dr. Stephan Leimgruber 25 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Einführung in den Religionsunterrcht Wintersemester 2012/13 5.Welche Gestalten hat der RU in Europa? (18. November 2011) Religionsunterricht in Europa(mit klassischen Bildern angereichert) 5.1 Vorbemerkungen zum RU in Deutschland 5.2 RU in Osteuropa (Russland) 5.3 RU in Nordeuropa (Skandinavien, Norwegen) 5.4 RU in Zentraleuropa (Österreich, Schweiz) 5.5 RU in Westeuropa (Frankreich) 5.6 Fazit Literatur Christina Kalloch/Stephan Leimgruber/Ulrich Schwab, Lehrbuch der Religionsdidaktik. Für Studium und Praxis in ökumenischer Perspektive, Freiburg 2009, S. 361-397. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 2 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 3 5.1Vorbemerkungen zum RU in Deutschland Der Religionsunterricht ist in Deutschland im Grundgesetz § 7.3 verankert. Er ist ordentliches Schulfach gleichberechtigt mit anderen Fächern. Der RU in D wird in allen Klassen konfessionell erteilt mit Öffnung auf Kooperationen mit anderen Fachvertretern. Der RU ist eine res mixta, weil Kirche und Staat verantwortlich sind. Es gibt auch RU für Juden (israelitischer Religionsunterricht) und RU für orthodoxe 4 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Kinder. RU ist in Deutschland schulisch verankert ist Teil des Lehrplans • ist mit anderen Fächern gleichgestellt, sowohl hinsichtlich der personellen und materiellen Ausstattung als auch hinsichtlich der Mindeststundenanzahl • Staat hat den RU zu finanzieren, die Lehrkräfte anzustellen und die Räume zur Verfügung zu stellen. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 5 Der RU als res mixta Verbindung zwischen Kirche & Staat beim RU: • Staat übernimmt Mitverantwortung für Erziehung und Bildung RU als ordentliches Lehrfach (Art 7,3 GG) • Inhaltliche Verantwortung für die Ausgestaltung dieses Lehrfaches liegt nicht beim Staat selbst, sondern bei den Religionsgemeinschaften: • „Die Antworten auf die letzen Fragen des Menschen kann der religiös und weltanschaulich neutrale Staat nicht selbst geben. Deshalb kooperiert er mit den Kirchen und Religions-gemeinschaften, die für die Ziele und Inhalte des RU verant-wortlich sind. Der Staat hat für den RU wie für jedes andere ordentliche Lehrfach die erforderlichen rechtlichen und orga-nisatorischen Rahmenbedingungen zu gewährleisten.“ Sekretariat der DBK: Der RU vor neuen Herausforderungen. Bonn 2005, S. 7 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 6 Auszug aus dem Grundgesetz Art. 7 Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates. Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen. Der Religionsunterricht ist an den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 7 5.2 Osteuropa: Russland Seit dem 19. Jht. gab es orthodoxen RU in der Schule als Glaubenslehre. Nach 1917 (Oktoberrevolution) Verbot des RU Seit 1997 optionaler RU an den Schulen In der Schule gibt es das Fach „Grundlagen orthodoxer Kultur“ Neu wird das Fach „Weltsicht“ (Miroredenie) Also in Russland heute orthodox geprägter RU in der Schule, aber vom Staat als ein allgemein bildendes Fach als „Religionskunde“ gewünscht Prof. Dr. Stephan Leimgruber 8 5.2 RU in Osteuropa (Russland) Russland ist ein Vielvölkerstaat mit 143 Mio. Menschen diverser Religionen • 57% russisch-orthodoxe Konfession • 7,6% Muslime • 4,5% andere Bekenntnisse • 30% ohne Religionszugehörigkeit Religion gewinnt im heutigen Russland an Bedeutung. Das zeigt sich in einem Aufschwung der theologischen Fakultäten Die orthodoxe Kirche hat viele theologischen Ausbildungsstätten. Bild von Wassili Kandinski über die russisch-orthodoxe Prof. Dr. Stephan Welt folgtLeimgruber 9 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 10 Kandinski: Orthodoxe Welt mit ewigem Jerusalem Prof. Dr. Stephan Leimgruber 11 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 5.3 Nordeuropa (Skandinavien, Norwegen) Skandinavien ist konfessionell mehrheitlich evangelisch Beispiel: Norwegen hat 4,7 Mio. Einwohner • 86% evangelisch • 1% römisch-katholisch (Privatschulen) • 1% Muslime • 12% andere oder ohne Bekenntnis Staatskirche mit König als Oberhaupt Seit 1974 Fach „Christentumskunde“ (für alle seit 1997) Als Ersatzfach gibt es „Ethik“ 2008: „Religion, Lebenssinn, Ethik“ ohne expliziten Bezug zum Christentum (Bild „Der Schrei“ von Eduard Munch folgt!) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 13 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 14 Vergleich zur Situation in D Prof. Dr. Stephan Leimgruber 15 5.4 Zentraleuropa (Österreich+CH) Österreich: 8 Mio. Einwohner • 73% römisch-katholisch • 4,7% evangelisch • 4,2% Muslime • 12% ohne bzw. andere Konfession(en) In Österreich hat jede Glaubensgemeinschaft (12) das Recht auf Erteilung von Religionsunterricht So ist seit den 1980er Jahren islamischer RU eingeführt. Es gibt organisatorische Probleme; oft findet RU am Prof. Dr. Stephan Leimgruber Nachmittag statt. 16 Zentraleuropa (Österreich) Gesetz des RU: Der bekenntnisorientierter RU ist Pflicht an allen öffentlichen Schulen Alle Religionen und Konfessionen können RU erteilen Seit 1997 ist Ethik Ersatzfach Damit kann Vielfalt und Toleranz geübt werden Österreich hat eine sehr religionsfreundliche Verfassung, die sich günstig auf RU auswirkt. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 17 Zentraleuropa Schweiz) Schweiz: 7,2 Mio. Einwohner • 40% katholisch • 40% evangelisch • 11% ohne Konfession Für Schule und RU sind die Kantone zuständig Es ergibt sich eine Vielzahl von Modellen, die vom konfessionellen RU (konfessionellen Schulen) über das relligionskundliche Fach „Religion und Ethik“ (Zürich) Hin zu 1+1 (1 h Religionskunde und 1 h Katechese)im Kanton Graubünden Bis zum Fach Ethik und Religionen (Luzern)in der Sek.I Prof. Dr. Stephan Leimgruber bis zu keinem RU reichen (Westschweiz: Waadt und 18 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 19 5.5 Westeuropa (Frankreich) Bevölkerung: 60 Mio. • Katholiken: 51% • Muslime: 4% • Protestanten 3% • Juden 1% • Ohne Religion 31% Prof. Dr. Stephan Leimgruber 20 Westeuropa (Frankreich) Absolute Trennung von Kirche und Staat (keine Kirchensteuer) Es gibt keinen RU in der Schule; Ausnahme: Elsass und Lothringen Viele Privatschulen mit konfessionellem RU Es gibt keine staatlichen theologischen Fakultäten zur Ausbildung von Religionslehrern Die theologischen Hochschulen sind kirchlich Überlegt wird die Einführung von religionskundlichen Inhalten in den Fächern Geschichte und Französisch Prof. Dr. Stephan Leimgruber 21 5.6 Fazit: RU in Europa 1. Es gibt eine große Vielfalt von institutionellen Gestalten des Religionsunterrichts in Europa. 2. Hierbei ist eine Verlagerung von kirchlichem, konfessionellem Unterricht zu einem religionskundlichem „neutralem“ Religionsunterricht „für alle“ in einer „Schule für alle“ festzustellen. 3. Deutschland mit konfessionellem, bekenntnisorientiertem RU ist wie eine „Insel der Seligen“. Es gibt Erosionserscheinungen auch in D. 4. Einig ist man sich über die Notwendigkeit eines allgemein wertebildenden Unterrichtsfachs, das eine geistige Verwurzelung und Sinnfindung ermöglicht. 5. Religionskunde würde viele Planstellen 22 Prof. Dr. Stephan Leimgruber einsparen+Arbeitsplätze gefährden Meinungsbildung unter den Studierenden Pro Contra Prof. Dr. Stephan Leimgruber 23 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Fachdidaktik Religion II Wintersemester 2012/13 6. Kurzgeschichte des Religionsunterrichts bis zur Gemeinsamen Synode der Bistümer in der BRD 6.1 Katechismuskatechese (evang. und kath.) 6.2 Die Münchener Methode (Katholisch) (ab 1887) und der Herbartianismus (evang.) 6.3 Kerygmatischer RU (kath.) und evang. Unterweisung 6.4 Problemorientierter und therapeutischer bzw. sozialisationsbegleitender Religionsunterricht 6.5 Korrelation (kath.) – Erfahrungshermeneutik (ev.) 6.6 Fazit Prof. Dr. Stephan Leimgruber 2 Literatur Religionsdidaktik (Hilger/Leimgruber/Ziebertz 2010/11, S. 41-69. Religionsdidaktik in ökumenischer Perspektive (Kalloch Leimgruber/Schwab) 2.Aufl. 2010, 29-165. Filser/Leimgruber, Petrus Canisius, Der Grosse Katechismus Summa doctrinae christianae (1555), lateinisch und deutsch, Regensburg 2005. Gottfried Lämmermann, Religionspädagogik im 20. Jahrhundert, Gütersloh 1994. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 3 6.1 Martin Luther: Bibel und Katechismen für die Bildung Reformation: Der Reformator Martin Luther (1483-1546) wollte die Kirche aus der Quelle der Bibel reformieren. Dazu übersetzte er das Alte und Neue Testament vom Hebräischen und Griechischen in die deutsche Sprache. Er wollte ein reines bibelgetreues Christentum ohne traditionelles Beiwerk. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4 Martin Luther (14831546), Preidgt und seine Katechismen Der Reformator will Kirche aus Wort der Schrift erneuern. Katechismen (1529)sind Kurzfassungen seiner seiner Predigten. Martin Luther wollte irchenspaltung keine Kirchenspaltung. Sein Maßstab war die heilige Schrift, nicht die TTradTradition Tradtion. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 5 6.1 Katechismus/Katechese (evang. ) Martin Luther: Der kleine Katechismus (1529) Der große Katechismus (1529) 1. Hauptstück: die 10 Gebote 2. Hauptstück: Der Glaube 3. Vaterunser 4. Hauptstück: Das Sakrament der Taufe 5. Hauptstück: Abendmahl Der Heidelberger Katechismus (1565) Petrus Canisius (3 Varianten, 1555) Der gesamte Glaubensinhalt wird in Fragen und Antworten strukturiert und den Schülern zum Behalten im Gedächtnis aufgegeben Deduktive Instruktionsdidaktik Adressat ist Objekt religiöser Lehrprozesse Prof. Dr. Stephan Leimgruber 6 Martin Luther zum kleinen Katechismus „Ich bin auch ein Doktor und Prediger, ja, so gelehrt und erfahren, als die alle sein mögen, die solche Vermessenheit und Sicherheit haben; dennoch tue ich wie ein Kind, das man den Katechismum lehret, und lese und spreche auch von Wort zu Wort des Morgens, und wenn ich Zeit habe, das Vaterunser, zehn Gebot, Glauben, Psalmen usw. Und muß noch täglich dazu lesen und studieren und kann dennoch nicht bestehen, wie ich gerne wollte, und muß ein Kind und Schüler des Katechismus bleiben und bleibs auch gerne.“[1] Martin Luther war wichtig, dass Katechismen keine zusätzliche Lehre neben der Bibel darstellten, sondern eine Summe der Heiligen Schrift, die eigentlich jeder mündige Christ selbst anfertigen sollte. Er nannte die Katechismen eine Laienbibel. In der Tat drangen die Katechismen durch Predigt, Lehre, Gebet und Gesang in die Köpfe und Herzen der Menschen und trugen dazu bei, das evangelische Christentum sprachmündig werden zu lassen[2]. [1] Martin Luther, Ausgewählte Werke, Bd. 3, München 1962, 187. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 7 Der Heidelberger Katechismus (1565)- bis heute im Konfirmandenunterricht! „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Daß ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst. Und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel Kein Haar von meinem Haupt fallen kann…Darum macht er mich durch den Hl. Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, fortan ihm zu leben.“ Prof. Dr. Stephan Leimgruber 8 Wer war Petrus Canisius? (1521-1597) und seine kath.Katechismen Orde nsmann der Jesuit en Prof. Dr. Stephan Leimgruber 9 Inhalt und Aufgaben des großen Katechismus Christliche Lehre Weisheit Glaube Credo Glaubens Bekenntnis Gerechtigkeit Hoffnung Gebet Vater Unser Ave Maria Liebe Dekalog Gebote der Kirche Sakrament e HauptSünden Meiden des Bösen Fremde Sünden Sünden gegen den Hl. Geist Die vier letzten Dinge HimmelSchreiende Sünden Gutes tun Gaben Früchte des Hl. Geistes Prof. Dr. Stephan Leimgruber Acht Seligpreisungen Die Evang. Räte Beten Fasten Almosen Werke der Barmherzigkeit Kardinaltugenden 10 1.Frage im Großen Katechismus „Wer ist ein Christ? Jener, der die wahre Lehre der Kirche bekennt, dass Jesus Gott und Mensch ist und der alle anderen Bekenntnisse verabscheut, auch das jüdische und das mohammedanische.“ (Der Große Katechismus 1. Fragen) (1555) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 11 6.1 Katechismus/Katechese (ev. und kath.) Der Glaube war vorgegeben und für alle derselbe Wortlaut Die vier Hauptstücke waren: • Credo – Glaubensbekenntnis • Dekalog – Zehn Gebote und Gebote der Kirche • Sakramente • Gebete – Pater noster (Vaterunser), Ave Maria Sünden, Tugenden, Seligpreisungen Didaktisch autoritäres inhalts-, nicht subjektorientiertes Vorgehen Die Einheit der Kirche wurde gefördert. Bis Mitte 20. Jahrhundert verwendete man Katechismen. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 Der Katholische Jugendkatechismus 2011 vgl. Zeitschrift: Katechetische Blätter 136 (2011) 362-375. Aufbau: 1. Erklärung des christlichen Glaubensbekenntnis (Credo) 2. Erläuterung der sieben Sakramente 3. Das Hauptgebot und die Zehn Gebote (Dekalog) 4. Die Grundgebete der Christen: Vaterunser, Ave Maria Positiv: Der Youcat will Jugendliche ansprechen. Deshalb ein modernes Layout, viele Bilder, Randspalten mit Erläuterungen, Zeichnungen, Beteiligung der Jugendlichen am Text. In der Sexualmoral dominiert die Liebe als formgebendes Prinzip. Im Netz soll über Youcat diskutiert werden. YOUCAT Fragen an den Youcat: Der Stil ist in Fragen und Antworten gegossen, die beide eher traditionell sind (z.B. Wozu sind wir auf Erden?). Der Glaube der Kirche wird vorausgesetzt, v.a. Leute sind angesprochen, die Weltjugendtage zu besuchen. Einige Sündenkataloge sind von der Tradition beibehalten. Doch: Insgesamt lohnt sich eine Auseinandersetzung mit dem Youcat. Er ist selbst nicht das Evangelium. 6.2 Herbartianismus und die Münchener psychologische Methode Johann Friedrich Herbart (1776-1841)und Tuiskon Ziller (18171882) Psychologie und Pädagogik sind auf dem Vormarsch Herbart verfasste Lehrbuch zur Psychologie (1816) Er entwickelt methodische Formalstufen des Lernens a) Aisthesis (memoria): sinnlich-imaginative Wahrnehmung b) Noesis (intellectus): Erarbeitung durch geistige Durchdringung c) Orexis (voluntas): Anwendung im praktischen Handeln Mensch wird nicht mehr allein als Sünder gesehen, sondern als bildsam und entwicklungsfähig Menschenrechte von USA und Frankreich her erkannt Religiöses Lernen als kognitiver, affektiver und handlungsorientierter Prozess: Heinrich Pestalozzi : Mit Kopf, Herz und Hand Kirche bedroht von außen – wird streng im Innern (antimodern) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 15 Mit Kopf, Herz und Hand zurück zu Heinrich Pestalozzi und Maria Montessori Beide großen Pädagogen wollten den ganzen Menschen für Lernen und religiöse Lernprozesse einbeziehen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) (Zürich-Brugg) Kopf Herz und Hand Vater der Armen http://wissen.dradio.de/media http://www.montessorishop.ch/images/Maria%20Montessori.jpg Versuche es, selbst zu tun! Maria Montes sori 18701972 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 17 6.2.1 Herbartianismus Erziehenden Unterricht zur Sittlichkeit Wissen und Haltung wurden angestrebt Entfaltung der religiösen Persönlichkeit Kulturstufentheorie Formalstufentheorie: 1. Phase der Vorbereitung 2. Darbietung des Neuen 3. Verknüpfung mit bisherigem Wissen 4. Zusammenfassung 5. Anwendung und Erprobung des Gelernten Prof. Dr. Stephan Leimgruber 18 6.2.2 Münchener Methode Vertreter: Heinrich Stieglitz (1868-1920), Pfarrer in München und Otto Willmann (1839-1920), Prof. in Prag Lit. W.Offele, Geschichte der Münchener katechetischen Methode, M 1961 Anwendung der Herbartschen Formalstufen auf Religion 1. Vorbereitung 2. Darbietung des neuen Stoffes 3. Erklärung des Inhaltes 4. Anwendung der „Lehre“ im Leben 5. Zusammenfassung Verbreitung der Münchener Methode an Kongressen und durch die Zeitschrift „Katechetische Blätter“ Grosse erfolgreiche Wirkung bis zum grünen Katechismus der Bistümer Deutschlands (1955). Die Dogmatik wurde nicht angetastet, aber die Didaktik auf die Lernenden abgestimmt. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 19 6.3 RU als Kerygmatik (kath.) und Unterweisung (ev.) Zwischenkriegszeit mit Kriegserfahrungen führt zu neuer Sinnsuche Bibel wird neu entdeckt; Inhalt wird wichtiger als Methode/Didaktik Kath.: Kerygma im Zentrum: Reich Gottes, Jesus Christus Joseph A. Jungmann (1889-1975) Innsbruck (Katechese + Liturgie) Hugo Rahner (1900-1968): Erbe der Kirchenväter Romano Guardini (1885-1968): Christus ist Mitte religiöser Erziehung Prof. Dr. Stephan Leimgruber 20 Material-kerygmatische Konzeption ( kath. 19351960) Im RU ist der Inhalt der Frohbotschaft im Zentrum: Das Kerygma ist die Mitte der Reich-GottesVerkündigung. Hauptvertreter: Josef A. Jungmann, F.X. Arnold, K. Tilmann, G. Weber Der Religionslehrer ist Zeuge des Glaubens, die Schülerinnen und Schüler sind Hörer der Worte. Der RU ist Predigt, Verkündigung und Gottesdienst Das Klassenzimmer ist ein „pfingstlicher Raum“ Prof. Dr. Stephan Leimgruber 21 6.3 RU als Kerygmatik (kath.) und Unterweisung (ev.) Kirche wieder in der Schule: Verkündigung im pfingstlichen Raum des Klassenzimmers. RU von Kirche her begründet Theoderich Kampmann (1899-1983) Franz Xaver Arnold (1898-1969) In der Evangelischen Kirche Religionsunterricht als Evangelische Unterweisung Bibel als Wort Gottes im Zentrum Jesus Christus als Retter und Erlöser Schulandacht: Beten um den Hl. Geist Prof. Dr. Stephan Leimgruber 22 6.3 RU als Kerygmatik (kath.) und Unterweisung (ev.) Kirche in der Schule RU als Katechumenat Religionslehrer als Zeugen im Dienst der Kirche Christi Prof. Dr. Stephan Leimgruber 23 6.4 Problemorientierter Religionsunterricht Orientierung am Schüler aufgrund seiner Fragen (Beispiel: Mülleimer als Problem) Bibel als Problemlösungspotenzial Rezeption des Curriculumsonntags für RU Curriculum – Ziele – Verantwortung Erfahrungs- und Lebensbereiche Sozialisationsbegleitender, ideologiekritischer RU Gruppendynamik – Konfliktbearbeitung RU als Interaktion und Heilung RU als Kritik an krankmachender Religiosität SchülerIn im Zentrum! Prof. Dr. Stephan Leimgruber 24 6.5 Korrelation (kath.) – 6.6 Erfahrungshermeneutik (ev.) Synthese diverser Konzeptionen Versöhnung von Inhalt und Didaktik von Offenbarung und Erfahrung von Schule und Tradition Es geht um Verknüpfung von Botschaft und Erfahrung Biblische Erfahrungen sollen Jugend erreichen, ansprechen und zu neuen eigenen Glaubenserfahrungen führen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 25 Der Synodenbeschluss „Der RU in der Schule“ (1974) Entstehung pluraler Situationen (konf. relig. Ideologie) Differenzierte Schülerschaft: Glaubende, ungläubige und andersgläubige Schüler Ernstnehmen der Entwicklungspsychologie Vollständigkeit der Glaubenslehre wurde nicht mehr Prof. Dr. Stephan Leimgruber 26 Korrelationsdidaktik (kath.) Erfahrungshermenutik (evang) Tradition und heute miteinander verbinden Frühere und aktuelle Erfahrungen des Glaubens verknüpfen Das Leben im Lichte des Glaubens sehen lernen Den Glauben vom Leben her befragen Die Schüler und Schülerinnen als Subjekte einbeziehen („Der RU in der Schule“ Gemeinsame Synode 1974) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 27 6.7 Zusammenfassung Wir haben 6 Konzeptionen kennen gelernt: Katechismusmethode im Anschluss an Gutenberg Den Herbartianismus der Grundschuldidaktik Die Münchener katechetische Methode Den kerygmatischen Religionsunterricht Den hermeneutischen Religionsuntericht Die Korrelationsdidaktik bzw. Erfahrungshermeneutik Je anders gewichet wurden die Schüler, die Lehre und die Didaktik, Kirche und Schule. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 28 Fazit Die Geschichte des Religionsunterrichts ist vielfältig und reichhaltig. Der Katechismusunterricht dauerte bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil Es gibt eine Spannung zwischen kognitiver, sprachlicher und ganzheitlicher Bildung. Das Christentum ist eine abendländische Religion und mit griechischem und römischem Denken amalgamiert (verschmolzen!). Verschiedene Konzeptionen trafen sich in der Korrelationsdidaktik der Würzburger Synode. Wichtig sind alle Dimensionen des Menschen für die Bildung. Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Fachdidaktik Religion Kap 7 KorrelationElementarisierungRU vor neuen Herausforderunen 2005 Wintersemester 2012/13 Zusammenfassung von Kapitel 6 Wir haben 6 Konzeptionen kennen gelernt: Katechismusmethode im Anschluss an Gutenberg Den Herbartianismus der Grundschuldidaktik Die Münchener katechetische Methode Den kerygmatischen Religionsunterricht Den hermeneutischen Religionsunterricht Die Korrelationsdidaktik bzw. Erfahrungshermeneutik Je anders gewichtet wurden die Schüler, die Lehrer und die Didaktik, Kirche und Schule. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 2 7. Würzburger Synode – Korrelationsdidaktik Elementarisierung – RU vor neuen Herausforderungen 7.1 Die Frage nach dem richtigen Konzept im RU 7.2 Die integrative Kraft des Korrelationsprinzips 7.3 Theologische Korrelation und didaktische Korrelation 7.4 Grenzen des Korrelationsprinzips und Dokument von 2005: Der RU vor neuen Herausforderungen 7.5 Das didaktische Prinzip der Elemtarisierung 7.5.1 Elementare Erfahrungen 7.5.2 Elementare Wahrheiten 7.5.3 Elementare Strukturen 7.5.4 Elementare Lernformen 7.5.5 Elementare Zugänge Fazit 3 Prof. Dr. 7.6 Stephan Leimgruber 7.1 Die Frage nach dem richtigen Konzept im RU In der Geschichte hat es viele verschiedene Konzeptionen des RU gegeben. Wir haben das Katechismuskonzept, die Münchener Methode, den kerygmatischen Religionsunterricht, den problemorientierten und den therapeutischen kennen gelernt. Der gesamte RU richtet sich dann nach diesen Konzepten bis hin zu den Arbeitsaufgaben, Tafelbildern u.a. Jede Konzeption gibt eine Antwort auf eine geschichtliche Situation und Notwendigkeit. Deshalb ist auch jede einseitig und nicht universal. In jeder Konzeption gibt es Stärken und Schwächen. Prof. Dr. Stephan Leimgruber In der neuesten Zeit spricht man nicht mehr von 4 7.2 Die integrative Kraft des Korrelationsprinzips Das Korrelationsprinzip ist eine Synthese diverser Konzeptionen. - Es bezieht die Bibel ein (hermeneutischer RU) - Es bezieht die Tradition ein (Katechismusunterricht) - Es berücksichtigt die Schülerinnen und Schüler (Problemorientierter RU) - Es möchte Konflikte lösen und heilen (sozialisationsbegleitender und therapeutischer RU). Das Korrelationsprinzip verknüpft Botschaft der Bibel und Kirche mit der Erfahrung heutiger Menschen. Geschichtlich war es die große Errungenschaft der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der BRD Prof. Dr. Stephan Leimgruber und garantierte dem RU den Verbleib an (1971-74) den öff. Schulen. 5 7.3 Theologische Korrelation und didaktische Korrelation Das theologische Korrelationsprinzip geht auf den evangelischen theologen Paul Tillich (1886-1965) zurück, der in Berlin und dann in den USA die Methode der Korrelation zuerst theologisch reflektiert. Religion ist für ihn das, was den Menschen unbedingt angeht und zutiefst betrifft. Er sieht das Dasein des Menschen selbst als Frage und die Botschaft des Glaubens als Antwort. Aufgabe der Theologie ist es nun, die Grundfragen des Menschen im Lichte der Botschaft Gottes vom Reich der Gerechtigkeit und des Friedens zu beantworten. Der Mensch kann sein Dasein neu ausrichten und Antworten und von Gott Sinn empfangen. Leitprinzip Korrelation meint Prof. Dr. Das Stephanreligionsdidaktische Leimgruber einen dritten Weg neben der Katechismusdeduktion 6 Gemeinsame Synode der Bistümer in der BRD 1971-75 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Wegweisend Implementier ung des er Text zum Konzils RU: „Der Religionsunt (1962-65) in erricht in der Deutschland Schule“ mit Grundlegung Eine Eine des Korrelation Korrelations Korrelations verbindet Traditon und ist eine prinzips Gegenwart. Verknüpfung Biblische einer Erfahrungen biblischen werden Erfahrung mit aktualisiert. 7 Der Synodenbeschluss „Der RU in der Schule“ (1974) Das Korrelationsprinzip ist im Synodendokument „Der Religionsunterricht in der Schule“ (1974) grundgelegt. (download: dbk.de). Darin wird der veränderten Situation des Religionsunterrichts Rechnung getragen. Die Gemeinsame Synode der Bistümer in der BRD wollte die Neureungen des II. Vatikanums in dieses Land inkulturieren. Das Ende der konfessionellen Milieus und des rein kirchlichen RU. Entstehung pluraler Situationen (konf. relig. Ideologie) Differenzierte Schülerschaft: Glaubende, suchende und nicht glaubende Schüler und anders glaubende Schülerinnen 8 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Ernstnehmen der Entwicklungspsychologie Korrelationsdidaktik (kath.) Erfahrungshermenutik (evang) Tradition und heute miteinander verbinden Frühere und aktuelle Erfahrungen des Glaubens verknüpfen Das Leben im Lichte des Glaubens sehen lernen Den Glauben vom Leben her befragen Die Schüler und Schülerinnen als Subjekte einbeziehen (Aus: „Der RU in der Schule“ Gemeinsame Synode 1974) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 9 Glaubens erfahrung en in Geschicht e und Gegenwa rt Prof. Dr. Stephan Leimgruber Korrelation Lebenserfahrung en in Geschicht e und Gegenwa rt 10 7.4 Grenzen des Korrelationsprinzips Die Schülerschaft hat sich nochmals radikal verändert. Es gibt nicht zu jedem thelogischen Inhalt ein Korrelat bei den Schülern, Und es gibt nicht auf jede Frage der Schüler eine Antwort aus dem Glauben. Deshalb hielt man Ausschau nach einfacheren didaktischen Prinzipien Und fand das „Prinzip der Elementarisierung“, das eine Reduktion komplexer Unterrichtsinhalte auf das Wesentliche im Hinblick auf die Schüler intendiert. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 11 Der RU vor neuen Herausforderungen (2005) 40 Jahre nach dem II.Vatika num 30 Jahre nach der Würzbu rger Synode Neue, Religiöse plurale Sozialisatio gesellschaf n nicht tliche mehr Situation selbstverst ändlich Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 7.5 Das didaktische Prinzip der Elementarisierung Elementarisieren heißt, einen komplexen Inhalt auf das Wesentliche zurückzuführen und im Hinblick auf die Schülerinnen und Schüler verständlich zu machen. Das Unterrichtskonzept stammt von Karl Ernst Nipkow und Friedrich Schweizer und gilt als Kern der Unterrichtsvorbereitung (1986) Elementare Wahrheiten Elementare Erfahrungen Elementare Strukturen Elementare Zugänge Elementare Lernformen Prof. Dr. Stephan Leimgruber Ausführlich beschrieben ín: Religionsdidaktik 6. Aufl. 2010, 501-506. 13 Elementar e Wahrheite n Elementare Zugänge Planung und Durchführung Elementa Elementa von re Religionsunte re Strukture rrricht Erfahrung n Prof. Dr. Stephan Leimgruber Elementare Lernformen en 14 7.5 Was heißt elementarisieren in der RU-Praxis? Gefragt wird nach elementaren Erfahrungen, die für alle Menschen aller Zeiten Gültigkeit haben: Z.B. Erfahrungen des Leidens, Sterbens, des Glücks, der Liebe. So können Erzählungen aus dem Traditionsschatz der Religionen für die Deutung heutiger Erfahrungen angeboten werden Für Schüler müssen dann altersangemessene Zugänge oder Lehrangebote geschaffen werden Die Lehrer erarbeiten grundlegende, elementare Strukturen oder inhaltliche Schwerpunkte des Stoffes Prof. Dr. Stephan Leimgruber 15 7.5 Das Prinzip der Elementarisierung – Was heißt elementarisieren im RU? Schließlich geh es um elementare Wahrheiten, die gleichsam den springenden Punkt im Lernprozess darstellen Für die Vermittlung sind schließlich die elementaren Lernwege zu suchen, die zur Praxis und zum Handel führen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 16 7.6 Fazit Das Kapitel 7 hat gezeigt, dass es für die Lehrpersonen Vorbereitung braucht, um von Lernzielen und Stoffen zu Unterrichtsstunden zu gelangen. Hier lernten wir das Korrelationskonzept und das Prinzip der Elementarisierung kennen. Korrelieren bedeutet Verknüpfungen zwischen damaliger Glaubenserfahrung in zur Zeit der Bibel mit heutigen Glaubenserfahrungen herzustellen. Elementarisieren bedeutet, einen komplexen Inhalt auf das Wesentliche zurückzuführen und für die entwicklungspsychologische Situation der Schüler und Schülerinnen und ihren 17 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Fragehorizont aufzubereiten. Performativer Religionsunterricht Prof. Dr. Stephan Leimgruber 18 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Biblisches und ökumenisches Lernen Gemeinsame Synode der Bistümer in der BRD 1971-75 Wegweisend er Text zum RU: „Der Religionsunt erricht in der Schule“ mit Grundlegung Eine des Korrelations Korrelations ist eine prinzips Verknüpfung einer biblischen Erfahrung mit Implementier ung des Konzils (1962-65) in Deutschland Eine Korrelation verbindet Traditon und Gegenwart. Biblische Erfahrungen werden Prof. Dr. Stephan aktualisiert. Leimgruber 2 Korrelationsdidaktik (kath.) Erfahrungshermenutik (evang) Tradition und heute miteinander verbinden Frühere und aktuelle Erfahrungen des Glaubens verknüpfen Das Leben im Lichte des Glaubens sehen lernen Den Glauben vom Leben her befragen Die Schüler und Schülerinnen als Subjekte einbeziehen (Aus: „Der RU in der Schule“ Gemeinsame Synode 1974) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 3 Glaubens erfahrung en in Geschicht e und Gegenwa rt Korrelation Lebenserfahrung en in Geschicht e und Gegenwa rt Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4 Der RU vor neuen Herausforderungen (2005) 40 Jahre nach dem II.Vatika num 30 Jahre nach der Würzbu rger Synode Neue, Religiöse plurale Sozialisatio gesellschaf n nicht tliche mehr Situation selbstverst ändlich Prof. Dr. Stephan Leimgruber 5 Ab 2000 neue Situation Neu: Mangelnde religiöse Sozialisation Große Unterschiede von Stadt und Land Grundgebete, Rituale, Gottesdiensträume sind nicht mehr bekannt Aber: Bereits Kinder stellen die großen Fragen nach Sinn und nach Gott Kindertheologie und „Gespräche mit Jugendlichen“ RU ist privilegiertes Fach, in dem diese Fragen Platz haben. Sein Ziel ist es, zu „verantwortlichem Denken und Verhalten im Hinblick auf Religion und Glaube (zu) befähigen“ Prof. Dr. Stephan Leimgruber (Der RU in der Schule,1974) und eine „gesprächsfähige Identität“ (Bildende Kraft des RU, 6 Ab 2000 völlig neue Situation Empirische Untersuchungen zeigen eine hohe Akzeeptanz des Faches und eine enorme Wertschätzung bei vielen, nicht allen Schülerinnen/Schülern (z.B. Bucher 2001), bei vielen, nicht allen Eltern und Lehrpersonen. Jetzt ist u.a. „performativer Religionsunterricht“ angesagt, in dem religiöse Rituale gezeigt und verständlich gemacht werden. (Kreuzzeichen). Unsere Frage für den Fortgang der Vorlesung: Was können / sollen wir tun? Wie können wir unseren christliche-jüdischen Glauben ins Spiel bringen? Prof. Dr. Stephan Leimgruber Wie können wir junge Menschen ansprechen? 7 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 8 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 9 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 10 8. Biblisches und ökumenisches Lernen 8.1 Die Bibel- ein heiliges und profanes Buch der Christen 8.2 Entstanden in über 1000 Jahren – in drei Sprachen 8.3 Tisch des Wortes gleichberechtigt mit Tisch des Brotes 8.4 Die historisch-kritische(n) Methode(n) 8.5 Weitere exegetische Methoden nach Klaus Berg So lese ich die Bibel! Bibel-Teilen; feministische Bibelauslegung; Genderfragen 8.6 Die Bibel im Religionsunterricht – Ökumenisches Lernen 8.7 Kreative Zugänge zu biblischen Texten Wir erzählen die Geschichte von Jesus Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 Wir öffnen uns in der Ökumene Konfessionell-kooperativen Unterricht Wir kennen und verstehen die anderen Konfessionen Ökumenisches Lernen Oder Ökumene lernen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 13 Inhalt 8. Kapitel 8.8 Ökumenisches Lernen 8.9 Begriffe zur Ökumene 8.10 Geschichte der Spaltungen (fehlt) 8.11 Ökumene im 20. und 21. Jahrhundert (fehlt) 8.12 Ziel und Formen der Ökumene 8.13 Formen des konfessionell-kooperativen RU 8.14 Konfessionelle Kulturen 8.15 Fazit Literatur: Biblisches Lernen: Religionsdidaktik 62010, 416-433. Horst K. Berg, Ein Wort wie Feuer 21991. Ökumenisches Lernen: Religionsdidaktik 62010, 453-461. 8.1 Die Bibel- ein heiliges und profanes Buch der Christen Die Christen haben das Alte (Erste) und Neue Testament! Die Juden haben den TANACH (Tora, Propheten und weitere Bücher). Die Evangelischen verzichten auf den Jakobusbrief und weitere Schriften. Es gibt zudem apokryphe Evangelien, die von der offiziellen Kirche nicht anerkannt sind. Die Muslime haben den Koran als heilige Schrift. Nach ihrer Meinung enthält er Tora und Evangelium und überbietet und korrigiert beide früheren Schriften. Der Koran ist Gottes Wort für die Musliminnen und Muslime. 8.1 Die Bibel- ein heiliges und profanes Buch der Christen Die Bibel zeigt eine Vielfalt von menschlichen Erfahrungen: der Freude und Trauer, des Friedens, der Gewalt und des Krieges, der Liebe und des Todes, der Angst und der Hoffnung. Für Christen ist es Gottes Wort im Menschenwort. Die heiligen Schriften sind von Gott inspiriert. Für Christinnen und Christen spricht Gott durch das Wort in Jesus Christus und dem heiligen Geist. Durch die Bibel begegnen Christen dem dreieinigen Gott oder dem Geheimnis. 8.2 Entstanden in über 1000 Jahren – in drei Sprachen Die ältesten alttestamentlichen Texte wurden ca. 700 bis 1000 vor Christi Geburt verfasst; Die Evangelien zwischen 60 und 120; die Briefe zwischen 53 und 120. Die Bibel ist in aramäischer, hebräischer und griechischer Sprache verfasst. Die erste Übersetzung ins Lateinische ist die Vulgata des Hieronymus im 4. Jht. Die ältesten Codices sind der Codex Sinaiticus, in der Wüste Sinai (4. Jahrhundert) entdeckt; er ist im British Museum. Der Codex Vaticanus, stammt auch aus dem 4. Jht; er liegt in der Vatikanischen Bibliothek, seit 1475). In Qumran entdeckte man Rollen. Die Biblischen Texte sind in diversen geschichtlichen Phasen und an mehreren Orten verfasst worden. Es gibt mehrere literarische Gattungen, die es zu unterscheiden gilt und die den Sinn einzelner Texte mitkonstituieren. 8.3 Tisch des Wortes gleichberechtigt mit Tisch des Brotes Das Konzil sagt, dass Christen sich von zwei Tischen ernähren: vom Tisch des Wortes mit der heiligen Schrift und vom Tisch des Brotes mit der heiligen Kommunion. Christen verehren Gott in der Bibel. Das Evangeliar wird in den Gottesdienst hineingetragen. Es wird inzensiert, erhoben, geküsst und auf den Altar gelegt. Im RU wird es nicht immer sanft behandelt…. Anregungen zu einer Schriftmeditation 1. Sich vorbereiten, einstellen, Platz bereiten, Sitzhaltung einnehmen, sich Zeit nehmen, sich öffnen für Gottes Wort. 2. Den Text lesen, mir den Schauplatz vergegenwärtigen, vielleicht mit meinen tiefen wünschen in Zusammenhang bringen 3. Beim Text verweilen, einzelne Aussagen wiederholen, einen Sinn finden 4. Vielleicht ein Gebet sprechen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 19 8.4 Die historisch-kritische(n) Methode(n) Sie hält Ausschau nach dem Entstehungsort eines Textes, nach dem Sitz im Leben, um ihn besser verstehen zu können. Diese Methode arbeitet geschichtlich, sucht also die historischen Ursprünge und Absichten eines Textes. Sie arbeitet kritisch und hinterfragt alle Meinungen“ Offiziell erlaubt seit der Enzyklika „Divino afflante spiritus„ (1943) http://www.biblionaer.de/bibel.jpg 8.5 Weitere exegetische Methoden Horst Klaus Berg hat viele Auslegungsmethoden der Bibel zusammengestellt (Buch „Ein Wort wie Feuer“). Tiefenpsychologische Schriftauslegung Sucht in den Tiefenschichten der Bibel menschliche Grunderfahrungen (E. Drewermann /M. Kassel). Es werden Urbilder und Archetypen zur Deutung verwendet. Befreiungstheologische Interpretation Ist in Basisgemeinden Lateinamerikas entstanden. Es ist eine kontextuelle Relecture der Bibel aus einer der Situation der Unterdrückung heraus. Jesus wird als Befreier aus dem Elend in Lateinamerikas erblickt. Maria wird als Prophetin gesehen (vgl. das Magnifikat). 8.5 Weitere exegetische Methoden Feministische Bibelhermeneutik Frauen lesen die Bibel vor dem Hintergrund ihrer Benachteiligung und Diskriminierung.Sie fragen nach einem emanzipatorischen Charakter der Botschaft heute. Bibel-Teilen – 7 Schritte (Lumko-Methode) Es handelt sich um eine spirituelle Lesung der Bibel in einer religiösen Gruppe und Familien. Dabei sind mehrere Schritte zu tun, wie sie nachfolgend beispielsweise aufgeführt sind. Sieben-Schritte-Methode nach Lumko 1. Schritt: Den Herrn einladen - Wir laden den Herrn zu uns ein und begrüßen ihn in unserer Mitte. Wer möchte das in einem Gebet tun? 2. Lesen - Wir schlagen in der Heiligen Schrift auf; das Buch, das Evangelium, den Brief: .......... , Kapitel: ....... - Wer möchte die Verse: ....... bis: ....... vorlesen? 3. Verweilen - Wir suchen Worte oder kurze Sätze aus dem Text heraus und lesen sie mehrmals laut und besinnlich. Dazwischen legen wir kurze Besinnungspausen ein. - (Danach:) Wer möchte den Text noch einmal im Zusammenhang vorlesen? 4. Schweigen - Nun werden wir für: ..... Minuten ganz still und lassen in der Stille Gott zu uns sprechen. Vgl.: http://www.die-bibel-lebt.de/methoden.htm Sieben-Schritte-Methode nach Lumko 5. Austauschen - Wir tauschen uns darüber aus, was uns im Herzen berührt hat. Welches Wort hat uns persönlich angesprochen? - (Danach gegebenenfalls: Ist uns in diesem Text ein Wort begegnet, das uns in den kommenden Wochen als "Wort des Lebens" begleiten könnte?) 6. Handeln - Wir besprechen eine Aufgabe, die sich unserer Gruppe jetzt stellt. Dabei fragen wir: Wie weit sind wir mit unserer früheren Aufgabe? Welche neue Aufgabe stellt sich uns? WER hat WAS und WANN zu tun? (Und gegebenenfalls: Welche Erfahrungen haben wir in den vergangenen Wochen mit unserem "Wort des Lebens" gemacht?) 7. Beten - Wir beten miteinander. Alle sind eingeladen, ein freies Gebet zu sprechen. - (Danach:) Wir schließen mit einem Gebet oder Lied, das alle auswendig kennen. Vgl.: http://www.die-bibel-lebt.de/methoden.htm 8.6 Die Bibel im Religionsunterricht (S.419-433) - Biblisches Lernen ist ein Beitrag zur Allgemeinbildung Ein Dienst an der religiösen Sprachfähigkeit Eine Hilfe zur Identitätsbildung Ein Beitrag zur Einübung von Kritik und Hoffnung Wege von Ingo Balderman (1996) Kreatives, aneignendes Lernen, malen, erzählen Horst K. Berg: Vieldimensionales Erschliessen Interaktives Erschliessen Rezeptionsorientierte Bibeldidaktik Kindertheologie und Kinderexegese Dekonstruktive Interpretation 8.7 Kreative Zugänge zu biblischen Texten (RD S.432) Erzählen; Vortragen; Standbild einer Szene; Diverse Übersetzungen vergleichen Bildteile abdecken und Text sukzessive erzählen Ausfüllen von offen gelassenen Textlücken Schriftlicher Dialog mit dem Text Einen Titel für eine Erzählung suchen Musikalische und bildnerische Gestaltung eines Textes Rollenspiel und Pantomime können Text weiterspielen Neuerzählung aus der Perspektive einer Erzählfigur. Assoziationen zum Text sammeln Text ins Heute übertragen 8.8 Ökumenisches Lernen Grundbegriffe: Ökumene: griech. oikeo-bewohnen und ge-Erde; Ökumene ist die Gemeinschaft aller Christen und Kirchen auf dem Weg zur Einheit der Menschheit unter Christus. Ökumenische Bewegung: 1910 durch die evangelische Kirche angestossene Bewegung mit dem Ziel der Einheit. Innerchristliche Ökumene: „kleine Ökumene“,Der Weg zur Einheit unter den christlichen Konfessionen seit 1910 und seit dem Vatikanum II. auch in der kath. Kirche Prof. Dr. Stephan Leimgruber Bildnachweis: http://www.dreieinigkeitskirche.de 27 8.8 Ökumenisches Lernen Abrahamitische Ökumene: gegenseitige Verständigung von Judentum, Christentum und Islam Ökumene der Religionen: „große Ökumene“, der Dialog zwischen den Weltreligionen Ökumenisches Lernen: alle kognitiven und handlungsorientierten Prozesse, die zur gegenseitigen Wahrnehmung und Achtung der versch. Konfessionen und Religionen beitragen. (Wir legen hier den Schwerpunkt auf die innerchristliche oder kleine Ökumene. Geschichte der Kolnfessionen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 29 8.9 Ökumenisches Lernen Ökumenische Modelle „Kirche für andere“ bzw. Kirche als Heilssakrament -erhält ihre Legitimität allein vom Dienst an der Welt im Namen des Evangeliums -denn: Jesus Christus selbst hat sein Leben für die Welt hingegeben -das Dasein der Kirche für andere steht im Vordergrund -II.Vat.: Kirche= „in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit (!) der ganzen Menschheit“ (LG) -Vermittlerfunktion zwischen den Menschen und ihrem Ursprung -Kirche ist Zeichen-Sakrament des Heils, nicht das Heil selbst 8.6 Ökumenisches Lernen „Konziliare Gemeinschaft“ -eine Gemeinschaft untereinander verbundener Lokalkirchen, denen alle Katholizität zukommt -Anerkennung derselben Kirche Christi, desselben Geistes, dieselbe Taufe, dasselbe Abendmahl „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ (evang.Modell) -Kirchengemeinschaft, in der sich die einzelnen Gliedkirchen gegenseitig anerkennen bei bleibender konfessioneller Verschiedenheit -Ziel: Versöhnung und Bejahung der anderen in ihrem Anderssein 8.9 Ökumenisches Lernen „Koinonie“-Gemeinschaft -nicht mehr der christozentrische Universalismus im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft der Kirchen in ihrer Solidarität mit der Welt und der Schöpfung -Einheit im gemeinsamen Bekenntnis des apostolischen Glaubens und der Sendung „Wiedereingliederung“ oder „Communio“ (kath.Modell) -Wiedereingliederung der anderen Kirchen im Sinne der Wiedervereinigung konkrete Gestaltung? -bei communio- gestufte Teilhabe Bedeutsam für das ökumenische Lernen : „Einheit in der Vielfalt“ oder „versöhnte Einheit“ 8.6 Ökumenisches Lernen Bildnachweis: http://www.huchenfeldevangelisch.de/images/oekumenewohin.gif 8.10 Ökumenisches Lernen Aspekte ökumenischen Lernens als Wahrnehmen verschiedener religiöser Kulturen affektives ökumenisches Lernen handlungsorientiertes ökumenisches Lernen kognitives und sprachliches ökumenisches Lernen gemeinschaftliches und dialogisches Lernen den Welthorizont lernen Die versch. Konzeptionen zeichnen sich durch Ästhetik, Subjektorientierung, Ganzheitlichkeit, Prozesscharakter und Handlungsorientierung aus. 8.10 Ökumenisches Lernen Ziele ökumenischen Lernens nach Uwe Böhm: 1. Sich Einleben in den Welt-Horizont als Klärung der Sinnfrage 2. Wahrnehmen der Motive der Ök. Bewegung als Orientierung für die Zusammenarbeit der Kirchen 3. Sich Einsetzen für Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung 4. Erfahrung von Kirche und Gemeinde als Lerngemeinschaft 5. Hinführung zur Spiritualität als Ausdruck von ganzheitlichem Leben 6. Förderung der Identitätsbildung 8.13 Konf.-kooperativer RU Wird nach verschiedenen Modellen erteilt: - Zwei Lehrer und zwei Klassen - Teamteaching in Kleingruppen - Vertretermodell: Zeitweise vertritt der evang. Relilehrer den kathlischen und umgekehrt. - Gemeinsame Fortbildung und Projekte - …. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 36 8.14 Konfessionelle Kulturen sichtbar in den entsprechenden Kirchen Evangelisch Kirche des Wortes Predigt Bibel im Zentrum Wände sind kahl ohne Bilder Weder Heilige noch marianische Darstellungen Abendmahl Prof. Dr. Stephan Leimgruber Katholisch Kirche der Sakramente Tabernakel ewig.Licht Bilder, Kreuzweg Heiligenverehrung Eucharisitieverständnis 37 Firmung und Konfirmation Prof. Dr. Stephan Leimgruber 38 Prof. Dr. Stephan Leimgruber Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Fachdidaktik Religion Sek. 9. und 10. Kapitel Wintersemester 2009/10 9. RU als Sehschule – Ästhetisches lernen Kirchenraumpädagogik 9.0 Einstimmung (Zur Vertiefung: Religionsdidaktik 62010 S. 434-343) 9.1 Sehen lernen im RU als Programm 9.2 Begriffsbildung 9.3 Die drei Schritte: Aisthesis (wahrnehmen) – poiesis (ausdrücken) – katharsis (beurteilen) 9.4 Didaktische Prinzipien ästhetischen Lernens 9.5 Wie kann ich mit einem Bild arbeiten? Fünf/sechs Schritte einer Bilddidaktik 9.6 Sakrale Räume aneignen: Katholische und evangelische Kirchen Synagogen Moscheen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 2 St. Peter, Rom Prof. Dr. Stephan Leimgruber 3 Michelangelo: Pieta in St. Peter, Rom Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 5 Kalligrafien Prof. Dr. Stephan Leimgruber 6 Mosaik aus Moschee in Rom Prof. Dr. Stephan Leimgruber 7 9.2 Begriffsbildung ästhetische Bildung Ästhetik als Lehre vom Sehen, Wahrnehmen und Erkennen Ästhetik ist die Theorie des Schönen (Platon, Aristoteles) Ästhetik als Theorie der Kunst (Autonomie, vieldeutig) Ästhetik als Weg im Religionsunterricht Ästhetik ist eine wichtige Dimension religiöser Bildung und als neuer Zugang zur Religion Kirchenraumpädagogik: Heilige Räume wahrnehmen, erkunden, sich betreffen lassen, auf sich wirken lassen, erleben und kennenlernen Ästhetik als neuer Zugang zum Religiösen; Kunst und Architektur als Ritzen für Ewigkeit. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 8 9.3 Die drei Schritte: Aisthesis (wahrnehmen) – poiesis (ausdrücken) – katharsis (beurteilen) Aisthesis (wahrnehmen). Gesucht ist ein Sehen mit allen Sinnen, mit den Augen, von nah und fern, mit dem Herzen und mit den Händen. Bilder wollen umgangen sein. Tasten ist wichtig für die Wahrnehmung und das Denken für die Erkenntnis. poiesis (ausdrücken). Die Wahrnehmung eines Gegenstandes oder Bildes drängt zu einem Ausdruck des Gesehenen. Es kann gemalt, beschrieben, kopiert oder kreativ weiter entwickelt werden. katharsis (beurteilen). Ein Bild soll in seiner Prof. Dr. Stephan Leimgruber 9 9.4 Didaktische Prinzipien ästhetischen Lernens Wahrnehmen soll als Kunst mit aller Kraft und Fantasie vollzogen werden. Dazu sind alle Sinnen einzusetzen. Dazu braucht es Zeit und Offenheit. Die Sehgewohnheiten können unterbrochen und IRRITIERT werden. Mit Hilfe eines Rohrs können Ausschnitte betrachtet werden. Denn das Ganze beeinflusst die Teilwahrnehmung. So wird man sensibel für Unterschiede: Imaginieren heißt, innere Bilder entstehen lassen, aktivieren und konstruieren. Fantasiereisen gehören dazu. Besser wahrnehmen durch Verlangsamung. Prof. Dr. Stephan Leimgruber 10 Sämann bei untergehender Sonne (Vincent van Gogh) Prof. Dr. Stephan Leimgruber 11 9.5 Wie kann ich mit einem Bild arbeiten? Fünf/sechs Schritte einer Bilddidaktik 1. Das Bild vornehmen, umgehen, anschauen, aufnehmen, verinnerlichen, auswendig lernen 2. Das Bild strukturieren: Gibt es eine Raumaufteilung? Vordergrund-Hintergrund, Diagonalen, Oben-unten! 3. Wie sind die Figuren und Gegenstände angeordnet? Hat das einen Symbolwert oder ist es zufällig? 4. Welche Farbgebung hat das Bild? Stehen die Töne in einem Zusammenhang mit der Bildaussage? 5. Welche Bedeutung wollte der Künstler dem Bild geben? 6. Was bedeutet das Bild für mich? Wo bin ich im Bild? Prof. Dr. Stephan Leimgruber 12 Konfessionelle Kulturen an Kirchenräumen dargestellt Katholische Kirche: Geheiligter Raum durch Gegenwart Christi im Tabernakel und in Reliquien Ewiges Licht Die Heiligen als Botschafter Gottes mit Marie der Mutter Jesu. Kreuzweg, Hinterglasmalerei, Prof. Dr. Kerzenständer Stephan Leimgruber Evangelische Kirche Ort des Wortes Gottes, das die Gemeinde versammelt und zusammenhält. Kanzel Keine Bilder, um nicht Jesus, den alleinigen Mittler, zu verdunkeln. Orgel. Keine Kniebänke: Stehen und hören, um 13 Gottes Wort 9.6 Sakralraumpäda gogik Sakrale Räume Katholische und evangelische Kirchen Synagogen Moscheen Tempel Prof. Dr. Stephan Leimgruber 14 – 6.2 Dimensionen ästhetische Tschechien (Veitsdom) Bildung Bild Kathedrale Prof. Prof.Dr. Dr.Stephan StephanLeimgruber Leimgruber 156 Ästhetisches Lernen innerhalb der Sakralraumpädagogik Mosch ee In Cordob a Prof. Dr. Stephan Leimgruber 16 Synagoge in Ungarn Prof. Dr. Stephan Leimgruber 17 Ästhetisches Lernen innerhalb der Sakralraumpädagogik Kirche: Geweihter, sakraler Raum (kath.) mit Reliquien Altar, Ambo, Kanzel, Tabernakel, ewiges Licht, Heilige/Maria, Kreuzweg, Orgel, Taufstein Moschee: Versammlungs- und Gebetsraum, Waschgelegenheit Waschanlage, Minarett, Kalligrafien, Lesepult, Gebetsnische, Predigtstuhl Synagoge: Ort jüdischen Lebens und Feierns insb. Für den Sabbat Toraschrein, Bema/ Bima, ewiges Licht, Memora (7 Arme), Chanukkaleuchter (9 Arme), Empore-Bankreihen Prof. Dr. Stephan Leimgruber 18 Wie geht Sakralraumpädagogik ? Raum von außen betrachten und sich das Innere vorstel len: Turm, Minarett, Waschraum Betreten des sakralen Raumes: Eingangstor beachten, Lichtfall wahrnehmen Den Raum aus sich wirken lassen Den Raum erkunden mit allen Sinnen v.a. Gehör, Tastsinn, Die einzelnen Bilder, Gegenstände, Schriften, Kalligraphien ansehen Sich nochmals das Ganze anschauen,einen Prof. Dr. Stephan Leimgruber Gesamteindruck gewinnen. 19 Taizé Prof. Dr. Stephan Leimgruber 20 Synagoge Budapest Prof. Dr. Stephan Leimgruber 21 Synagoge Budapest Prof. Dr. Stephan Leimgruber 22 Synagoge des orthodoxen Judentums in München Prof. Dr. Stephan Leimgruber 23 Blaue Moschee in Istanbul Bild Blaue Moschee Prof. Dr. Stephan Leimgruber 24 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 25 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 26 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 27 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 28 Prinzip der Anschaulichkeit Anschauliche Redeweisen Sprichwörter Bilder Metaphern Symbole für „Auferstehung“ Einen Inhalt oder Gedanken „vertonen“ Prinzip der Handlungsorientierung: Lernen durch Tun (zum Thema „Brücken bauen“ eine Brücke basteln aus Karton Prof. Dr. Stephan Leimgruber 29 Das Prinzip der Symboldidaktik Symbole sind für viele unmittelbar, intuitiv verständlich und im RU deshalb gut einsetzbar Symbole sind vieldeutig und führen gelegentlich zu undeutlichen, unklaren Interpretationen Halbfas will die Schüler neu mit dem „dritten Auge“ sehen lassen: Nach ihm soll der RU eine „Sehschule“ werden Er tritt für verlangsamtes, unterbrechendes Sehen ein und arbeitet oft mit Bildern der Kunst Prof. Dr. Stephan Leimgruber 30 Prof. Dr. Stephan Leimgruber 31 & !!"#!"! $ % '()#'*+ , . / & - 0 1 2 1 3 2 & 7 4 5 / 6 % 1 % ! $ " ' . 8 5 . 2 31 9 #3 . ( ! ::111 2 # : : : !;!*(<+ = > ?+" <" [email protected] * ) & 5 > 4 1 / / 4 & 2 % & 21 / 8 # 9 A 1 % 2 8 . 5 B 1 ; +< % % $ C.D E E ++ +, 3 B 3 3 +! +" % % 3 1 1 / A 3 % % +' +( +*
* Your assessment is very important for improving the work of artificial intelligence, which forms the content of this project
advertisement